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Ist Thomas Gesterkamp ein Verschwörungstheoretiker? (1)

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Thomas Gesterkamp hat erst kürzlich im Print- und Online-Medium Neues Deutschland eine Buchbesprechung vorgenommen. Nach der Lektüre frage ich mich: Ist Thomas Gesterkamp ein Linksextremist, dem Wahn verfallen und/oder ein Verschwörungstheoretiker?

Wer ist Thomas Gesterkamp

Gemäss Wikipedia studierte Gesterkamp Soziologie, Pädagogik und Publizistik und ist seit Mitte der 1980er Jahren als Buchautor und freier Journalist tätig. Außerdem hatte er Lehrtätigkeiten zu Themen wie Gender, Arbeitsmarkt, Sozialstaat und Familienpolitik an mehreren Hochschulen inne. Vielfach wird er als Männerforscher bezeichnet, und er arbeitet und veröffentlicht primär zu Themen wie Männerpolitik, Neue Männer, Antifeminismus und Väter. Berühmt-berüchtigt wurde Gesterkamp durch seine Expertise (andere sprechen von einem Pamphlet) „Geschlechterkampf von rechts“ (2010) für die Friedrich-Ebert-Stiftung, bei der

ging Gesterkamp der Frage nach, wie sich „Männerrechtler und Familienfundamentalisten (…) gegen das Feindbild Feminismus radikalisieren“. Er untersuchte die deutschen Leitmedien wie den Spiegel und die FAZ sowie Blogs, Foren und Akteure der Männerrechtsbewegung und regte damit die öffentliche Diskussion über einen neuen Antifeminismus in Deutschland und der Schweiz an. Unter anderem widmete ihr Die Zeit unter dem Titel Die Rhetorik der rechten Männer einen ausführlichen Beitrag.

Walter Hollstein und Autoren wie Matthias Franz, die in der Expertise Geschlechterkampf von rechts erwähnt wurden, sowie andere sahen in Gesterkamps Analyse eine unbelegte Diffamierung. (vgl. Wikipedia)

Wer sich eingehender mit dieser Debatte befassen will, dem seien folgende Links empfohlen:

McCarthy reloaded oder „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“

Kennt Ihr das Lied von Franz Josef Degenhardt „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“?

Der Anfang des Liedes lautet wie folgt:

Spiel nicht mit den Schmuddelkindern,

sing nicht ihre Lieder.

Geh doch in die Oberstadt,

machs wie deine Brüder!

So sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor.

Wenn ich etwas von Thomas Gesterkamp lese, wenn es um Männerrechte, Problemlagen von Männern und Jungen geht, kommt mir immer wieder dieses Lied in den Sinn.

Kennt ihr Joseph Raymond „Joe“ McCarthy? McCarthy war ein US-amerikanischer Politiker in den 1950 Jahren. Nach ihm benannt wurde die McCarthy-Ära bzw. der McCarthyismus, darunter versteht man Kampagnen gegen eine angebliche Unterwanderung politischer Institutionen der USA durch Kommunisten. Das politische Klima war infolgedessen in den frühen 1950er Jahren in den USA durch Verschwörungstheorien und Denunziantentum gekennzeichnet.

Bild zeigt den US-amerikanischen Politiker der 1950er Jahren Joseph McCarty.

Joseph McCartyh

Was hat das nun konkret alles mit Thomas Gesterkamp zu tun? Bereits der Titel und Vorspann des Artikels im Neuen Deutschland tragen diesen Duktus von „McCarthy reloaded“ und „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ in sich, sie lauten nämlich wie folgt:

Der Wahn von der Machtergreifung der Frau

Männerrechtler wildern getarnt in linken und liberalen Milieus, füttern aber die rückwärtsgewandte geschlechterpolitische Programmatik der AfD.

Also, klare Botschaft: Die Männerrechtler sind dem Wahnsinn verfallen und unterwandern das linke und liberale Milieu und fördern zugleich mit ihrem Verhalten die Rechtspopulisten. Interessant sind hier desgleichen die Wörter „wildern“ und „getarnt“: „wildern“ bedeutet ja ohne Erlaubnis jagen. Gesterkamp ist offenbar der Ansicht, wenn man schon auf die Jagd geht, dann sollte man bitteschön auch um Erlaubnis fragen, am besten fragt man vermutlich Gesterkamp um Erlaubnis, zumal er gleichsam das Maß aller Dinge ist und das Verb „wildern“ will natürlich suggerieren, dass die Männerrechtler etwas Verbotenes tun. Und tarnen tun sich also die Männerrechtler außerdem noch? Nach Gesterkamp müssen sie sich tarnen, zumal, wenn sie so auftreten würden, wie sie wirklich sind, sie keinen Einlass im linken und liberalen Milieus finden würden. Für Gesterkamp scheint es offenbar eine unmögliche Vorstellung zu sein, dass Männerrechtler bereits im linken bzw. liberalen Milieu sitzen und sie sich überhaupt nicht tarnen müssen, zumal ebenso diese Milieus männrechtliche Positionen unterstützen. Und/oder: Für Gesterkamp kann nicht sein, was nicht sein darf: ergo sind Menschen, die männerrechtliche Positionen vertreten, a priori niemals links oder liberal, da alles, was nach Männerrechtlern riecht, bloß rechts kodifiziert werden darf. Dass man sich hier zurecht fragt, ob Gesterkamp ev. dem Wahn verfallen und Verschwörungstheorien anheimgefallen ist, zumal er offenbar durchgängig „Wölfe im Schafspelz“ sieht, scheint mir keineswegs abwegig zu sein.

Ist Thomas Gesterkamp ein Linksextremist?

Auch diese Frage scheint mir keineswegs folgewidrig zu sein. Gesterkamp hat seinen hier besprochenen Artikel in der Print- und Onlinezeitung Neues Deutschland veröffentlicht. Die Bundeszentrale für politische Bildung subsumiert die Print- und Onlinezeitung Neues Deutschland in ihrem Dossier „Linksextremismus“ als ein linksextremistisches Printmedium. Dabei charakterisiert sie linksextreme Medien wie folgt:

Linksextreme Medien wollen nicht möglichst objektiv über allgemeine Belange berichten. Sie sind auch keine Wirtschaftsunternehmen, die kundenorientiert Leistungen verkaufen wollen. Sie verfolgen politische Ziele – und bekämpfen die politischen Gegner.

Wenn man sich den Duktus des Artikels von Gesterkamp anschaut, dürfte hier die Bundeszentrale für politische Bildung richtig liegen. Gesterkamp geht es primär nicht um eine inhaltliche Argumentation, eine neutrale Beschreibung oder eine Ursachenanalyse, sondern um Polemik, Dreck werfen, Bekämpfung, Ausgrenzung und Rufschädigung seiner politischen Gegner.

Die Methode Gesterkamp: Semper heret aliquid bzw. Dreck werfen

Gesterkamp schreibt in seinem Artikel auf Neues Deutschland:

Sie nennen sich »Forum Soziale Inklusion«, »Geschlechterpolitische Initiative« oder »Arbeitsgemeinschaft zur Verwirklichung der Geschlechterdemokratie« (Agens): Die Namen ihrer Zusammenschlüsse klingen harmlos oder sogar aufklärerisch. Doch die dahinter steckenden Gruppen sind Wölfe im Schafspelz: Es handelt sich, oft gut getarnt, um rechtspopulistische Frauenhasser und Anti-Gender-Aktivisten. Sie reden von »Freiheit«, »Zivilgesellschaft« oder einer »neuen Bürgerbewegung« – doch auf ihren Webseiten und vor allem in deren Kommentarspalten wird deutlich, in welch trüber Brühe die Mitglieder und Anhänger dieser Vereinigungen schwimmen. Mit verschleiernden und umgedeuteten Begriffen wildern sie, mal mehr, mal weniger erfolgreich, in progressiven Milieus.

Woher weiß Gesterkamp, dass es sich bei den von ihm genannten Gruppierungen um „rechtspopulistische Frauenhasser und Anti-Gender-Aktivisten“ handelt? Das heißt, was sind überhaupt „rechtspopulistische Frauenhasser und Anti-Gender-Aktivisten“ (Definition, Operationalisierung, repräsentative empirische Befunde)? Gesterkamp wirft einfach mal mit Dreck um sich, ohne seine Behauptungen überhaupt mit Empirie zu verifizieren.

Der Ökonom und Publizist Norbert Häring hat auf seinem Blog ein solches Verhalten, wie es hier analog Gesterkamp praktiziert, wie folgt umschrieben:

Nach dem altbewährten Motto: Semper heret aliquid. Wenn man jemand mit Dreck bewirft, bleibt immer etwas hängen. (Wenn die Beworfenen allerdings den Dreck zurückwerfen, stinkt derjenige, der sich auf dieses Metier verlegt, irgendwann am ärgsten.)

Gesterkamp schreibt weiter:

Die Strategien der Intervention sind vielfältig. Antifeministische Männerrechtler versuchen zum Beispiel, mit seriösen, aber zunächst schlecht informierten Institutionen bei Veranstaltungen zu kooperieren – so geschehen 2011 in einer der größten außeruniversitären Sozialforschungseinrichtungen Deutschlands, dem Wissenschaftszentrum Berlin. Sie versuchen, Politiker aller Parteien zu wohlwollenden Grußworten auf ihren Tagungen zu animieren – so 2014 bei einem »Gender-Kongress« in Nürnberg, der in seinen Kernbotschaften eher ein Anti-Gender-Kongress war. Oder sie versuchen, linksliberale Publikationen als Einfallstor zu nutzen – so etwa den Psychosozial-Verlag.

Donnerwetter! Das scheint wirklich eine äußerst ausgeklügelte Strategie der Männerrechtler zu sein, wenn sie versuchen, mit seriösen Institutionen bei Veranstaltungen zu kooperieren. Warum sollten sie versuchen, mit unseriösen Institutionen zu kooperieren? Und was sind überhaupt seriöse und was unseriöse Institutionen? Ist die Printzeitung Neues Deutschland eine seriöse Zeitung? Oder ist Gesterkamp ein seriöser Mensch? Und woher weiß Gesterkamp, dass die Institutionen schlecht informiert waren? Und dann versuchen sie auch noch, Politiker zu wohlwollenden Grußworten zu animieren?! Frechheit! Die viel bessere Strategie wäre doch, wenn sie z.B. einen Thomas Gesterkamp dafür einladen würden, der dann so richtig Stimmung  gegen die Männerrechtler macht.

Der Sammelband „Befreiungsbewegung für Männer“ ein Machwerk des Teufels?

Gesterkamp schreibt weiter:

Das Gießener Medienhaus ist einst im Umfeld des friedensbewegten Analytikers und Sozialphilosophen Horst-Eberhard Richter entstanden, eines integren und des Rechtspopulismus vollkommen unverdächtigen Moralisten. Umso erstaunlicher, dass Psychosozial 2009 dem Sammelband »Befreiungsbewegung für Männer« eine öffentliche Bühne bot. Die dort versammelten Autoren fühlten sich diskriminiert durch einen angeblich staatlich geförderten Feminismus – und stilisierten das männliche Geschlecht zum benachteiligten Opfer in allen Lebenslagen. Sie fantasierten im Stil einer Verschwörungstheorie von der »Machtergreifung der Frau«, schimpften über »Umerziehungsaktionen« eines »neuen Tugendstaats« und beklagten die »systematische Täuschung durch die politische Kaste«.

Interessant ist hier, dass unter den Autoren dieses Sammelbandes aus dem Jahre 2009 bereits damals der Männerexperte Markus Theunert fungierte, der war folglich damals noch ein Saulus und im neuen Sammelband schreibt er offenbar das Richtige und mutiert somit zum Paulus. Nun kann ich nicht beurteilen, ob das richtig ist, was hier Gesterkamp über den Inhalt des Sammelbandes behauptet, da ich ihn nicht gelesen habe, aber ich könnte mir gut vorstellen, das dürfte vermutlich ein sehr undifferenziertes Bild sein, was er wiedergibt. Und es ist sicherlich schön, wenn Horst-Eberhard Richter nichts vom Rechtspopulismus hielt, aber was soll diese Information hier? Will Gesterkamp damit suggerieren, dass alle Autoren des Sammelbandes Rechtspopulisten waren? Sollte er dies beabsichtigen, dann müsste er jedoch ebenso den empirischen Nachweis erbringen.

Jens Berger von den NachDenkSeiten hat offenbar die Methode Gesterkamp in einem anderen Zusammenhang und von anderen Personen ebenfalls bereits gegenüber sich kennengelernt und seine Strategie dagegen umschreibt er wie folgt:

Meine persönliche Antwort auf die „Schmuddelkinder-Strategie“ und die größtenteils lächerlichen Unterstellungen aus den sozialen Netzwerken ist ein schönes englisches Sprichwort, das sich leider nicht sinnvoll ins Deutsche übertragen lässt: „Don´t wrestle with pigs, you both get dirty, but the pig likes it“. Den genannten Kritikern geht es doch gar nicht um eine inhaltliche oder gar konstruktive Debatte. Es geht vielmehr darum, mit Dreck um sich zu werfen und den jeweiligen Gegner zu diskreditieren. Sobald man anfängt, sich ernsthaft mit ihnen auseinanderzusetzen, steckt man schon knietief im Dreck und ist – je nach Geschick des Gegners – tage- bis wochenlang damit beschäftigt, sinnlose Debatten zu führen. Daher werde ich mich auch künftig nicht mit derlei Anfeindungen und Rufmordkampagnen auseinandersetzen.

Das Interview von MANNdat mit einem Exponenten der AfD

Gesterkamp schreibt weiter:

Aus dem Kreis der Verfasser bildete sich kurz nach der Veröffentlichung der maskulinistische Verein »Agens« – die schon erwähnte, angeblich »geschlechterdemokratisch« orientierte Arbeitsgemeinschaft. Ein Teil der damaligen Buchbeiträge leistete, in der Rückschau betrachtet, Vorarbeiten für die heutige Programmatik der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD). So ist es kein Zufall, dass die »geschlechterpolitische Initiative« MANNdat im Sommer 2016 auf ihrer Homepage ein Interview mit einem damals gerade gewählten AfD-Abgeordneten im Landtag von Sachsen-Anhalt veröffentlichte, dem Sprecher der »Patriotischen Plattform«, Hans-Thomas Tillschneider. In ihrer Abneigung gegen das »ideologisch verblendete« Feindbild Gender Mainstreaming waren sich Fragesteller und Gesprächspartner bemerkenswert schnell einig.

Was ist eigentlich ein maskulinistischer Verein (Definition, Operationalisierung, empirische Befunde?). Und was daran gefällt nun Thomas Gesterkamp nicht an diesem Verein? Die damaligen Buchbeiträge des Sammelbandes aus dem Jahre 2009 waren somit Vorarbeiten für die Programmatik der AfD? Was muss ich mir darunter genau vorstellen? Sind die Autoren, die damals in diesem Sammelband publizierten, alle bei der AfD? Oder hat die AfD aus dem Sammelband quasi abgeschrieben oder nach Gesterkamp „gewildert“? Hat Thomas Gesterkamp dazu irgendwelche Belege? Oder werden hier einfach Ereignisse miteinander in Beziehung gesetzt, die überhaupt nichts miteinander zu tun haben? Außerdem kann man sich fragen, ob nicht Gesterkamp mit seiner Methode (Dreck werfen auf alles, was nur ein wenig von seiner Gesinnung abweicht bzw. Ausgrenzung und Rufmord betreiben), den Rechtspopulisten so richtig schön Auftrieb gibt. Sie können sich nun erst Recht als Opfer ihrer politischen Gegner frönen, das Narrativ vom Volk, das die schweigende Mehrheit abbilden soll vs. dem politischen Establishment, ist das wesentliche Element des Populismus, das ihm Auftrieb gibt. Außerdem sind die Ursachen des Rechtspopulismus immer auch in einer Verteilungs-, Repräsentations- und Identitätskrise zu suchen: Rechtspopulismus ist also kein rein ideologisches Phänomen, wie dies Gesterkamp vermutlich intendiert, sondern es sind reale ökonomische, politische und kulturelle Missstände in einer Gesellschaft, die mit der Methode Gesterkamp (Dreck werfen) keineswegs einfach aus der Welt geschaffen werden. Brexit und Trump sollten auch Leuten wie Gesterkamp langsam auf die Sprünge helfen.

Ob es nun geschickt war, wenn MANNdat mit dem damals gerade gewählten AfD-Abgeordneten im Landtag von Sachsen-Anhalt und Sprecher der »Patriotischen Plattform«, Hans-Thomas Tillschneider, ein Interview zu führen und dieses auf ihrer Website zu veröffentlichen, dürfte aus meiner Sicht verneint werden. Zumal eines scheint klar zu sein: Für Leute wie Gesterkamp et al. sind solche Ereignisse ein „gefundenes Fressen“, und sie werden dies, wenn immer möglich, politisch ausschlachten. Wenn man jedoch die Kommentare zu diesem Interview anschaut, so wird deutlich, dass einige Kommentatoren dieses Interview ebenfalls negativ bewerteten. Dies zeigt m.E. deutlich auf, dass die Programmatik von MANNdat von Personen aus dem unterschiedlichsten Parteienspektrum für gut befunden wird; dies thematisiert Gesterkamp selbstverständlich nicht.

Es stellen sich jedoch bei einem solchen Kontakt zu einer rechtspopulistischen Partei weitere Fragen: Soll mit dieser Partei insgesamt nicht mehr kommuniziert werden? Und was hat das für Folgen? Da gehen übrigens die Meinungen in der Rechtspopulismusforschung weit auseinander und weshalb gerade Gesterkamp die richtige Antwort darauf haben soll, scheint mir nicht ersichtlich zu sein. In der Schweiz würde eine solche Strategie, wie sie Gesterkamp vorschwebt, vermutlich vollständig ins Leere laufen. Die rechtspopulistische SVP hat in der Schweiz in den letzten Wahlen knapp 30% der Stimmen für sich verbuchen können, in den ländlichen Gebieten in der Deutschschweiz ist sie vielfach die stärkste Partei mit einer absoluten Mehrheit, es wäre ein Ding der Unmöglichkeit, die ländlichen Gemeinden mit ihrer Bevölkerung vollständig zu marginalisieren, eher würde das Land auseinanderfallen, als dies eine positive Wirkung haben könnte.

In einem ähnlichen Zusammenhang schreibt Jens Berger von den NachDenkSeiten:

Einigen Trollen gelten ja sogar die NachDenkSeiten als Teil einer Querfront. Inhaltlich wird dabei meist die kritische Linie der NachDenkSeiten zur Außen- und Sicherheitspolitik der NATO-Staaten ins Feld geführt. Es mag ja sein, dass diese Politik auch in rechten Kreisen kritisiert wird. Aber ist die Kritik deshalb falsch? Kann Kritik dadurch diskreditiert werden, dass auch Rechte sie teilen? Sollen wir jetzt etwa für TTIP sein, nur weil rechte Kreise TTIP ebenfalls ablehnen?

Da es im Wesen der Trollerei liegt, dass inhaltliche Debatten gar nicht erst angestrebt werden, verlegen sich die modernen Trolle auch meist auf die Strategie, „Schmuddelkinder“ zu finden und jedem zu verbieten, mit diesen „Schmuddelkindern“ in welcher Form auch immer zu kommunizieren. Ken Jebsen von KenFM ist ein solches „Schmuddelkind“ und aktuell versucht man den Schweizer Historiker Danielle Ganser zum „Schmuddelkind“ zu machen. Und da Albrecht Müller die Unverfrorenheit besitzt, mit Ken Jebsen zu sprechen und die NachDenkSeiten sogar den bösen Verschwörungstheoretiker Danielle Ganser interviewt haben, gehören wir nun natürlich auch zu den „Schmuddelkindern“. Diese Strategie ist ebenso durchschaubar wie erbärmlich.

Schlussendlich ist dies vor allem ein Frontalangriff auf die Intelligenz der Leser. Es mag ja sein, dass die streitsüchtige ehemalige Grünen-Politikerin auf Facebook und eine sich selbst als links verortende Berliner Tageszeitung ihre Anhänger bzw. Leser für so dumm halten, dass sie ihnen Gebote und Verbote darüber erteilen wollen, welche Quellen „gut“ und welche Quellen „böse“ sind. Wir halten unsere Leser für klüger, nehmen sie ernst und überlassen es ihnen selbst, welche Quellen sie lesen und welche nicht. Für uns spielen die Inhalte die entscheidende Rolle.

Wer beispielsweise Albrecht Müllers Interview mit Ken Jebsen kritisiert, der soll doch bitteschön erst einmal sagen, was konkret Albrecht Müller in diesem Interview Falsches gesagt haben soll. Stattdessen mit einer „Schmuddelkinder-Ausgrenzungs-Debatte“ zu kommen, ist unredlich. Ich habe im Rahmen der Promo für meine Bücher auch so ziemlich jedem öffentlich-rechtlichen Sender Interviews gegeben und war sogar schon einmal Gast bei einer Podiumsdiskussion der Heinrich-Böll-Stiftung. Käme nun irgendwer auf die Idee, mich mit den übrigen Personen, die von den öffentlich-rechtlichen Sendern interviewt wurden, in einen Topf zu schmeißen oder mich für die – durchaus zu kritisierende – außenpolitische Linie der Heinrich-Böll-Stiftung verantwortlich zu machen? Wohl kaum.

Fortsetzung folgt im zweiten Teil….

 

 


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