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Was hat das “Bundesforum Männer” eigentlich gegen Männer?

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Der Kommentator Fiete berichtet von einer unheimlichen Begegnung mit Martin Rosowski, Vorsitzender des Bundesforum Männer und Geschäftsführer der Evangelischen Männerarbeit. Es habe vor wenigen Jahren bei der Papaliste humoristisch auf ein „Werbeposting“ von Hans-Georg Nelles reagiert, mit dem dieser sich unter anderem auf die Mitgliedschaft im Bundesforum Männer bezogen habe. Statt einer Antwort sei er von Martin Rosowski persönlich angeschrieben worden, „und zwar auf einem Niveau weit unterhalb der Rasenkante“.

Er habe darauf geantwortet und einen Austausch auf der Liste angeboten. Die Antwort sei eine Mail gewesen, deren „Tenor, Orthografie und Wortwahl“ Fiete so zusammenfasst: „Ha!! Typ!!! Jetz hab ich dich!!!“

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So sieht ein Mann aus, wenn er nicht die gendersensiblen Selbstreflexionen nutzt, die das Bundesforum Männer selbstlos anbietet (realistische Darstellung).

Was dann geschah, bewegt sich nach dieser Darstellung irgendwo zwischen Posse, Schulhofmobbing und Politskandal. Fiete erzählt weiter:

„Direkt danach fand ich mich im Verteiler des BuFoMä wieder, in den Rosowski mich und meine erste Antwort an ihn (nicht jedoch sein Anschreiben) hineinkopiert hatte.
Inhaltlich beschwerte er sich darüber, daß ich ihn angebl. angeschrieben und das BuFoMä “gestalkt” hätte, was glatt gelogen war. Desweiteren verlangte er eine strafbewehrte Unterlassungserklärung/ Entschuldigung und drohte offen mit seiner Juristentruppe.
Während ich noch leicht Baff war, kamen dann auch schon die ersten “Antwort”-Mails von BuFoMä-Members herein, am auffälligsten die ausgerechnet von Dr. Winter (formeller Oberdruide des VAfK-BuVo derzeit), in denen sich “das Stalking” verbeten und sich, kaum verhohlen, Rosowski’s Drohung angeschlossen wurde.
Es blieb mir also gar nichts anderes überig, als den Spieß umzudrehen, was dank Rosowski’s überhastetem Anfall auch recht einfach war.
Ich fragte also in Rosowskis Liste nach ob das üblich wäre, daß der große Vorsitzende Menschen in deren Verteiler kopiert und geklaute, verstümmelte Threads zum Zwecke der aggressiven Verunglimpfung instrumentiert. Gleichzeitig antwortete ich denen, die mich persönlich anschrieben, daß ich mich ausdrücklich und fremdschämend für das ungebührliche Verhalten des BoFoMä-Bosses bei ihnen entschuldige, nicht Urheber dieser Unannehmlichkeiten bin (sondern eben Rosowski selbst), daß jener offenbar ein extrem intrigantes Manöver fährt und, daß sie von mir nichts, zumindest nichts derart dämliches, zu befürchten hätten.
Allerdings konnte ich es mir nicht verkneifen, die dazugehörigen Mails (Nelles’, Rosowski’s und meine) mal chronologisch und vollständig untereinander und in den Thread hineinzukopieren (honi soit qui mal y pense ).
Von der BuFoMä-Liste (also querbeet von Winter bis zum Frauenrat) kam daraufhin – exakt gar nix mehr.
Von Rosowski noch genau eine Mail, in der er zerknirscht versuchte sich durch unklare Hintertürchen vom Acker zu schwurbeln (irgendwo müsse da wohl ein Versehen vorgelegen haben, oder so ähnlich ….).
Das gab ich dann inhaltlich (logischerweise nicht als exakte Kopie) an die Papa-Liste weiter, ließ Gnade vor Recht ergehen, und bot ausdrücklich noch mal einen offenen und ehrlichen Austausch auf Augenhöhe an, was dazu führte, daß in den nächsten Tagen und Wochen immer mal ein paar Anfragen kamen, ob “der Martin” denn mal aus’m Quark gekommen wäre.
War er natürlich nicht….“

Warum eigentlich diskreditiert der eigentlich für Männeranliegen zuständige Vorsitzende und Geschäftsführer offenbar andere Männer mit Hilfe von zweifelhaften oder irreführenden Informationen – im Versuch, Männern, die andere Ansichten haben als er, die offene Meinungsäußerung schwer zu machen?

Über die Persönlichkeit Rosowskis zu spekulieren, trägt dabei wenig aus. Interessanter ist es schon, wie sich Rosowski und andere aus dem Bundesforum Männer solch ein Vorgehen legitimieren und rationalisieren – welche Vorstellungen sie von Männern und von ihren spezifischen Interessen haben.

Ich habe mir, um diese Frage beantworten zu können, einen Text vom Bundesforum angeschaut – einen Kommentar Rosowskis zu einem Vortrag Michael Kimmels („Angry White Men“), der im Sommer 2014 unter anderem vom Bundesforum Männer in die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung eingeladen worden war.

 

Tüpisch Tüpen: Männer sind Stereotypen verhaftet

„Wir stimmen darin überein, dass es uns Männern gut täte, freier, glücklicher, gesünder und weniger zornig zu seinem (…)“ (Seite 2)

Frei, glücklich und gesund zu sein, ist also tatsächlich besser, als unfrei, unglücklich und krank zu sein – es ist natürlich verdienstvoll, dass das einmal jemand  so deutlich klargestellt hat. Der Begriff „zornig“ aber passt nicht ganz in die Reihe – schließlich gibt es ja durchaus Situationen, in der Zorn oder Wut durchaus angemessene, vielleicht sogar gesunde Reaktionen sind.

Darum aber geht es dem Vorsitzenden nicht. Er fährt damit fort, dass Männer die Kraft für das Glücklichersein in sich selbst finden könnten:

„Nämlich dann, wenn wir uns von einengenden Stereotypen dessen, was wir sein sollen, lösen und selbstbewusst dafür eintreten, wie wir als Männer in einer geschlechtergerechten Gesellschaft leben wollen und wenn wir an ihrer Gestaltung aktiv mitwirken.“ (2)

Damit klingt ein Leitmotiv der Stellungnahme an: Nicht objektiv wahrnehmbare, politische, soziale Bedingungen seien für Jungen und Männer problematisch, sondern „Stereotypen“, die Rosowski hier zwar nicht näher beschreibt, die aber offenbar im Widerspruch zu einer „geschlechtergerechten Gesellschaft“ stehen – die er ebenfalls nicht näher beschreibt.

 

Männer sind zornig und viel zu politisch

Dazu gehört für den Vorsitzenden, dass er beispielsweise die Not von Trennungsvätern durchaus anerkennt. Er berichtet von

„Wut, Zorn und Verzweiflung zahlloser Männer, die sich im Sorgerechtsstreit von den Mühlen der Gerichte, Anwälte und Jugendämter zerrieben, betrogen und benachteiligt fühlen – und dies nicht selten zur Recht.“ (3)

Problematisch sei jedoch, wie diese Männer selbst damit umgingen.

„Diese persönlichen Erfahrungen jedoch stilisieren sie zu politischen Strukturen hoch, denen sie mit antifeministischer, biologistischer und frauenfeindlicher Rhetorik den Kampf ansagen.“ (3/4)

Das sind, genau genommen, zwei Probleme auf einmal: Dass benachteiligte Väter zu einer Rhetorik greifen würden, die Rosowski ablehnt – und dass sie ihre Erfahrungen überhaupt mit politischen Strukturen verbinden.

Der erste dieser Aspekte wäre, wenn der Redner konkret werden würde, leicht zu klären: Wenn eine feministisch inspirierte Politik – beispielsweise bei der Ablehnung gleicher Rechte von Vätern und Müttern – für die bedrückende Situation von Vätern mitverantwortlich ist, dann ist es sachlich angemessen, diese Politik zu kritisieren. Rosowski deutet diese Kritik aber offenbar als Ausdruck einer allgemeinen Haltung („Antifeminismus“), die grundsätzlich abzulehnen sei.

Weshalb Väter „biologistisch“ argumentieren sollten, ist zudem nicht recht klar – tendenziell wird sich schließlich jemand, der für gleiche Rechte von Vätern und Müttern eintritt, von biologistischen Klischees (Das Kind gehört zur Mutter) distanzieren, anstatt sie zu reproduzieren.

Ob eine Äußerung schließlich „frauenfeindlich” – oder männerfeindlich, oder kinderfeindlich, etc. – ist, lässt sich nur dann klären, wenn diese Aussage überhaupt bekannt ist. Es ist nicht an sich schon frauenfeindlich, persönliche Erfahrungen durch einen Blick auf politische Strukturen zu erklären.

Das aber ist eben der Aspekt, der hier Rosowski stört: Dass Männer eigenen Erfahrungen nicht durch verstärkte Arbeit an verinnerlichten Geschlechterklischees begegnen, sondern nach der Bedeutung politischer Strukturen fragen. So sehr sich Rosowski selbst als emanzipatorischer, progressiver Akteur einschätzt – diese Haltung ist ein Bruch mit Traditionen, die gerade für die politische Linke unverzichtbar waren.

Die eigene Situation nicht einfach nur als eigenes Verschulden zu begreifen – sie auch nicht allein als individuelle Situation zu interpretieren, sondern als ein Problem, das viele in ähnlicher Lage betrifft – und zu dem Schluss zu kommen, dass persönliche Leiderfahrungen ohne politische Veränderungen nicht zu lindern sind: Das ist eine Grundüberzeugung, ohne die es eine linke Politik nie gegeben hätte, sei sie nun kommunistisch, sozialdemokratisch oder anarchistisch geprägt.

Für mich hat das politische Verständnis der eigenen Situation als Vater zudem einen sehr wichtigen pragmatischen Aspekt, auf den ich hier im Blog schon öfter hingewiesen habe. Das deutsche Kindschaftsrecht und seine exekutierenden Institutionen, Gerichte, Jugendämter und Beratungsstellen, benutzen das Recht immer wieder gleichsam als Transmissionsriemen, um politische Konflikte in die Elternbeziehungen hinein zu tragen. Dort aber sind sie gar nicht lösbar. Es ist ein sehr wichtige Entlastung der Elternbeziehung, politische Konflikte auch als politische Konflikte zu betrachten, anstatt sie ohne Hoffnung auf Lösungen zwischen den Eltern auszutragen.

 

Männer kassieren die patriarchale Dividende ab

Warum aber ist das politische Verständnis der eigenen Situation, das in den Traditionen linker Politik steht und das für die sinnvolle Gestaltung der Elternbeziehung unverzichtbar sein kann, für Rosowski so anrüchig?

Männlichkeit ist für ihn, welche Überraschung, im Anschluss an Kimmel grundsätzlich mit Privilegien verbunden. Auch wenn sie nicht mit gleichem Nachdruck wie in den USA geführt werde, sei auch in Deutschland „die Diskussion um die ‚patriarchale Dividende‘ der Männer noch in vollem Gange“. Was er damit meint, macht Rosowski nicht klar – aber es geht ihm offenbar nicht um die grundsätzliche Frage, ob es Connells patriarchale Dividende überhaupt gibt, ob also tatsächlich jeder Mann schon allein dadurch in einer privilegierten Position lebt, dass er ein Mann ist.

Wenn aber Männer privilegiert sind, dann hätten sie auch – so offenbar die Logik des Vorsitzenden – jederzeit die Möglichkeit, politische Bedingungen zu ändern, unter denen sie leiden. Anstatt über politische Strukturen zu klagen, müssten sie also eher nach den Haltungen und Geschlechterbildern fragen, die ihrem eigenen Handeln zu Grunde liegen.

 

Jungen jammern

Das aber reproduziert unbekümmert ein klassisches Männerbild, nach dem ein Mann jederzeit Herr der Situation und auf Hilfe von außen nicht angewiesen ist. Das gilt selbst für männliche Kinder:

„Es geht bei uns nicht darum, in Jammern über die leicht gesunkenen Abschlussnoten von Jungen insgesamt gegenüber Mädchen zu verfallen.“ (5)

Nun sind bei Jungen nicht nur die Abschlussnoten leicht gefallen, sondern Jungen sind in den Haupt- und Förderschulen signifikant überrepräsentiert, im Gymnasium und im Abitur signifikant unterrepräsentiert. In der Schlüsselkompetenz des Lesens sind die Schwierigkeiten von Jungen im Vergleich größer, als es umgekehrt die häufig beklagten Schwierigkeiten von Mädchen in der Mathematik sind. Das sind reale Probleme, die für viele Betroffene reale Folgen haben – wer das Ansprechen dieser Probleme als „Jammern“ bezeichnet, argumentiert sachfern und orientiert sich an Männlichkeitsklischees, nach denen Männer und Jungen nicht klagen sollten.

Das zentrale Problem für eine „gendersensible Bildungspädagogik“ sieht Rosowski allerdings nicht darin, nach den Gründen für die schulischen Nachteile von Jungen zu fragen und diese Nachteile zu beseitigen, sondern darin,

„dass mit diesen vom Bildungssystem abgehängten Jungen eine Gruppe heranwächst, deren Zorn zu einem mittelfristigen Problem des sozialen Friedens und der inneren Sicherheit werden kann“. (5)

Das Abgehängtwerden von Jungen, zunächst als „leicht gesunkene Abschlussnoten“ beschönigt, wird also dann unversehens zu einem echten Problem, wenn diese Jungen zu einem Problem für andere werden. Auch wenn ihm das selbst vermutlich gar nicht bewusst wird, stellt hier der Vorsitzende des Bundesforum Männer klar, dass ihm die Anliegen von Jungen erst und genau dann wichtig werden, wenn auch die Anliegen anderer Menschen betroffen sind.

 

Männer mobben auf Müllhalden

Dann nämlich, wenn diese Jungen „zornig“ werden. Im Anschluss an Kimmel ist die Warnung vor männlichem Zorn Leitmotiv von Rosowskis Beitrag. In den Blogs von Väteraktivisten ginge es „nicht selten wild, zügellos bis verbal gewalttätig“ zu (4), Blogs von Männern seien „Müllhalden mit nahezu therapeutischer Bedeutung“, in denen

„die Administratoren der Chatrooms ihre Definitionsmacht, [nutzen], um die Diskussionen thematisch zu kanalisieren und sie interpretierend als Grundlage für ihre ideologischen Feldzüge gegen ‚Genderismus, Feminismus und Entmännlichung’ auszuschlachten.“ (4)

Woher er das Zitat am Ende eigentlich nimmt, mach Rosowski zwar nicht klar – er übernimmt aber eine Argumentation aus Kimmels Text: Männer, insbesondere Väter mögen berechtigte Anliegen haben – ihre Enttäuschung werde aber von politischen Aktivisten instrumentalisiert und in einen wütenden Antifeminismus gelenkt. Kimmels „zornigen Männern“ entsprächen in deutschen Sprachraum die „Maskulisten“, und die wiederum stünden rechtsradikalem Gedankengut nahe. (3)

 

Männer sind rechts. Und wenn das nicht beweisbar ist, sind sie erst recht rechts.

Bei ihnen fänden sich nämlich

„einige zentrale Bezugspunkte“, die auch „’in den Ideensystemen nationalistischer und neonationalsozialistische [sic] Bewegungen’ vorhanden seien, etwa ‚Antifeminismus sowie mytho-poetisch inspirierte Männlichkeitsstereotype’.“ (3)

Natürlich stimmt etwas an der Argumentation nicht, allein schon die Distanz zum Feminismus bringe Menschen in die gedankliche Nähe von Nationalsozialisten, weil diese schließlich ebenfalls den Feminismus abgelehnt hätten. Sonst hätten ja beispielsweise die demokratischen Staaten im  Zweiten Weltkrieg, die wie die Nationalsozialisten den Bolschewismus ablehnten, ideell auf der Seite Hitler gestanden.

Aber Rosowski kann es noch besser:

„Doch der Beleg für rassistisch-autoritatives Gedankengut als konstitutives Element der maskulistischen Szene ist wissenschaftlich-systematisch noch nicht erbracht.“ (3)

Das heißt, er stellt eine Verbindung zwischen Männerrechtlern und „rassistisch-autorativem Gedankengut“ eben gerade durch den Hinweis her, dass es für diese Verbindung keinen Beleg gibt.  Wenn nicht nachzuweisen ist, dass Männerrechtler rechts sind, dann zeigt eben das, dass sie rechts sind. Mit dieser Technik der polemischen Suggestion könnte dann beispielsweise auch klargestellt werden, dass der Beleg für die engen Verknüpfungen zwischen dem Bundesforum Männer und rechtsradikalen Organisationen von der NPD bis zum NSU wissenschaftlich noch nicht systematisch erbracht sei. Aber da muss sich die Wissenschaft wohl nur noch ein wenig bemühen, dann wird das schon.

 

Männer sudeln im Sumpf

Rosowski begründet den Zorn, den er den Männern zuschreibt, mit der „Anonymität des Netzes, im Wegfall der Hemmschwelle, dem anderen eine Beleidigung ins Gesicht sagen zu müssen.“ (4) Wer wüsste das besser als er? Doch glücklicherweise verhindere das deutsche Mediengesetz Schlimmeres:

„Noch mag unser System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks weitgehend verhindern, dass ein Geflecht von politisch motivierten kleinen Privatsendern solche Diskussionen bundesweit über den Äther bringt.“ (4)

So deutlich wie hier hat wohl selten jemand, der mit einer staatlichen Institution eng verbandelt ist, klargestellt, was er vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk erwartet: Nämlich dass dieser Rundfunk öffentliche Debatten in seinem Sinne filtere und steuere. Offenbar werden diese Erwartungen nicht enttäuscht.

Natürlich beschreibt Rosowski dabei, wie jeder Gegner freier Rede, die aus dem Diskurs Ausgeschlossenen mit deutlich abwertenden Begriffen, spricht gar von einem „Sumpf“, der ausgetrocknet gehöre. (6) Dass diese Beschreibung, die keine Scheu vor dem Vokabular der Unmenschen hat, haltlos ist, muss dann ja nicht deutlich werden: Da die dergestalt Abgewerteten aus dem öffentlichen Diskurs ausgeschlossen bleiben, fehlt ihnen die Gelegenheit, die politischen Verleumdungen gegen sie richtig zu stellen – und da diese Verleumdungen unwidersprochen bleiben, bleibt wiederum ihr Ausschluss aus der Debatte legitimiert.

Zwar beschreibt Rosowski die „Maskulisten”, gegen die er sich so entschlossen wendet, als „äußerst heterogen“ (3), das ändert aber nichts an seiner pauschalen Ablehnung. Dabei wäre es gerade hier wichtig, Unterschiede einigermaßen systematisch zu beschreiben.

 

Männer sind alle gleich. Außer die im Bundesforum.

Lange Zeit orientierten sich Männer, die sich geschlechterpolitisch äußerten, grundsätzlich  an feministischen Setzungen: Sei es deutlich zustimmend, wie Rosowski und das Bundesforum Männer – oder sei es ablehnend dadurch, dass die feministische Argumentation durch ein männliches Gegenstück gespiegelt wurde.

Für Rosowski bessert sich die Situation von Männern dann, wenn sie feministische Beschreibungen von Männlichkeit übernehmen. Damit bedient er die Illusion, Geschlechterklischees würden ausschließlich von konservativen Feminismus-Gegnern produziert. Dass feministische Setzungen – der Mann als Täter, die Frau als Opfer – ihrerseits Klischees reproduzieren, bleibt hier ebenso undenkbar wie die Tatsache, dass einige Geschlechterbilder mit unverzichtbaren realen Funktionen zusammenhängen. Wer sich als Mann in einer heterosexuellen Partnerschaft aus dem Klischee des finanziellen Versorgers verabschieden möchte, braucht dafür beispielsweise nicht allein eine Bewusstseinsänderung, sondern auch eine Partnerin, die ihrerseits ausreichend verdient – und er braucht rechtliche Sicherheiten.

Männliche Spiegelungen des Feminismus hingegen, die sich beispielsweise im wgvdl-Forum finden, bilden zu Rosowski nur scheinbar eine Gegenposition. Sie übernehmen aus dem heutigen Feminismus von männlicher Seite aus das Geschlechterressentiment – die Reizbarkeit und Bitterkeit – das beständig abrufbare empörte Gefühl, rundheraus betrogen zu werden – und das diffuse, aber sicher verankerte Gefühl, dass die Angehörigen des anderen Geschlechts rundheraus privilegiert seien: Was den Feministinnen das Patriarchat, ist ihren männlichen Spiegelbildern der Femi-Faschismus.

Seit einigen Jahren aber entwickelt sich eine weitgehend männlich initiierte, aber längst nicht mehr nur von Männern geführte, vielfältige Geschlechterdiskussion, die sich von feministischen Setzungen löst. Ein Beispiel dafür ist der Text Christoph Kucklicks, Das unmoralische Geschlecht, der die These entfaltet, dass Männlichkeitsabwertungen keine Erfindung des heutigen Feminismus seien, sondern moderne Diskussionen seit Beginn der Aufklärung begleiteten. Ein anderes Beispiel ist Arne Hoffmans Plädoyer für eine linke Männerpolitik, in dem Hoffmann – angelehnt an den linken Männerrechtler Leszek – das Konzept des „integralen Antisexismus“ vorstellt, das sich ausdrücklich gegen geschlechterbedingte Diskriminierungen aller richtet, nicht nur gegen Diskriminierungen eines Geschlechts.

Ein Beispiel ist auch die vielfältig gewordene Blog-Landschaft, ein anders ist eine Organisation wie Gleichmaß e.V., aber eben auch der Gender-Kongress des letzten Jahres, gegen den Rosowski offenbar hinter den Kulissen und per Email entschlossen agitiert hat.

So wird denn eben auch klar, warum er in seinen heftigen Angriffen auf feminismuskritische Männer gleichwohl so seltsam diffus bleibt. Die Unterstellung, sie seien tendenziell rechtsradikal, ist natürlich nicht haltbar, er braucht sie aber. Die Pointe dabei: Mit den männlichen Spiegelungen des Feminismus, die sich tatsächlich politisch deutlich rechts  – wenn auch nicht rechtsradikal – verorten, mit längst eingestellten Blogs wie den „Söhnen von Perseus“ oder dem „Maskulist“, oder auch mit dem wgvdl-Forum, kann Rosowski sehr gut leben. Schwierig wird für ihn erst eine Auflösung gewohnter Fronten, um die sich etwa der Gender-Kongress bemüht hat.

Die Unterteilung, dass es eine linke und eine rechte Männerbewegung gäbe, ist richtig, erklärt aber nur einen Teil der Unterschiede – zumal in meinen Augen Konservative zu einem demokratischen Spektrum sicher dazugehören. Der wesentliche Unterscheid ist möglicherweise nicht der zwischen rechten und linken Männern – sondern der zwischen Männern, die feministischen Ressentiments verhaftet bleiben und sie bloß aus männlicher Perspektive zurückspiegeln, und Männern, die sich von diesen Ressentiments und Frontstellungen zu lösen beginnen.

Dass diese Ablösung ebenso wenig im Interesse vom Bundesforum Männer ist wie in dem von brachial-antifeministischen Männerrechtlern, zeigt sich beispielsweise daran, dass sie beide den Gender-Kongress als erhebliche Provokation wahrnehmen.

Wenn Rosowski dabei Männern vorwirft, an einer „Benachteiligungslegende“ (3) zu stricken, dann wiederholt er auch damit die klischeehafte Verknüpfung von Männlichkeit und Herrschaft: Die Rede von männlichen Benachteiligungen kann für ihn selbstredend nur eine Legende sein, ohne dass das weiter belegt werden müsste.

Gleichwohl hat er in einem Punkt nicht ganz unrecht: Heutige Versuche, Geschlechterdebatten abseits feministischer Setzungen neu zu gestalten, sind sehr stark auf männliche Benachteiligungen konzentriert. Das schließt mich selbst – insbesondere aufgrund meiner eigenen Situation als Trennungsvater – mit ein.

Es fehlen also noch positive Perspektiven, die sich von den üblichen feministischen Vorschlägen – Verschärfungen von Gesetzen, Bereitstellung staatlicher Gelder, Schaffung von Positionen in öffentlichen Institutionen –unterscheiden. Aber dafür wäre auch ein politischer Rahmen wichtig, der nicht auf Abgrenzungsmanöver bis hin zu politischen Verleumdungen fixiert ist, sondern der die Impulse aufnimmt, die durch die sich verändernde Debattenlage möglich werden.

Wer sich hingegen aus Steuermitteln unterstützen lässt und dann bürgerrechtliches und bürgerschaftliches Engagement bekämpft – der wird vielleicht Schaden anrichten können, solange er noch auf seinem Posten sitzt, aber er wird nichts bewegen.


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