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“Männer, Frauen – und die Welt, die wir Kindern bauen”

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Männer, Frauen – und die Welt, die wir Kindern bauen: Das war, etwas schlicht gereimt, das Motto meines ersten Blogs. Dieses Blog bleibt bestehen, wenn auch inaktiv – ich mache hier weiter, weil es auf dem alten Blog öfter einmal Probleme mit dem Kommentieren gegeben hat.

Natürlich ist, wie nach jedem Umzug, noch nicht alles endgültig eingerichtet. WordPress hatte ein paar Schwierigkeiten, die blogspot-Formatierungen zu übernehmen, und nur bei ein paar Texten habe ich das per Hand nachgearbeitet. Das alte Blog bliebt als eine Art Archiv, nur die meistverlinkten Texte werde ich umleiten. Die Kommentarfunktion ist dort allerdings nun ausgeschaltet, weil ich natürlich parallele Diskussionen zum selben Thema vermeiden möchte.

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Der folgende Text ist damit, nach zweieinhalb Jahren und immerhin etwa 700.000 Zugriffen vorher, ein neuer Anfang. Ich schreibe ihn als Selbst-Vorstellung und werde ihn so auch auf eine Extra-Seite dieses neuen Blogs packen (Über mich). Die ersten Absätze sind daher sicher nichts Neues, sondern skizzieren noch einmal meine persönlichen Hintergründe, die darauf folgenden Absätze sind dann zugleich auch ein Fazit meiner ersten Zeit als Blogger.

Frauen, Männer, und Kinder – Woher das Interesse an dem Thema?

Dass Männer, Frauen und Kinder so im Mittelpunkt standen und stehen, hatte zum Teil mit allgemeinen Interessen von mir und mit meinem Beruf zu tun: Ich bin Lehrer, und ich habe mich ohnehin seit Jahren mit pädagogischen Themen beschäftigt, eine lange Zeit auch an der Universität. Wie Kinder bei uns aufwachsen, ist also ohnehin eine Frage, die mich interessiert.

Ungeheuer dringlich, und bitter-persönlich, wurde diese Frage für mich vor einigen Jahren. Sehr bald, nachdem unser Kind geboren wurde, trennte sich meine damalige Partnerin von mir  – der Kontakt zu unserem Kind, um das ich mich mindestens ebenso intensiv wie sie gekümmert hatte, war nur noch unter großen Schwierigkeiten möglich. Seit Jahren fahre ich nun mindestens alle zwei Wochen viele hundert Kilometer, in unterschiedliche Gegenden des Landes, weil sie mit dem Kind mittlerweile wiederholt umgezogen ist.

Ich bin mehrmals vor Gericht gegangen, um zumindest diese Möglichkeit des Umgangs zu sichern, und hatte gemeinsam mit unserem Kind immerhin das Glück, dass ich dabei die Unterstützung von Mitarbeiterinnen des Jugendamts und durch Gerichte erhielt. Sonst hätten wir uns vermutlich schon seit Jahren nicht mehr gesehen – die Mutter hat den Kontakt oft schwer gemacht.

Welche politischen Konsequenzen hat das?

Neben der persönlichen war das allerdings auch eine erhebliche politische Enttäuschung. Ich hatte gewusst, dass die Situation von Vätern in Deutschland schwierig ist – dass es aber  möglich ist, Menschen willkürlich von ihren Kindern und die Kinder von ihren Eltern zu trennen, nur weil diese Eltern die falsche Geschlechtszugehörigkeit haben: Das hätte ich nicht geglaubt, wenn ich es nicht erlebt hätte.

Noch größer war die Enttäuschung, weil ich mein ganzes Leben lang politisch links war. Gerade aber die Parteien, die sich diffus als „links“ verstehen, die SPD und die Grünen, unterstützen besonders verbissen eine Politik der Ausgrenzung von Vätern.

Mehr noch: Ich habe mich im Väteraufbruch für Kinder engagiert, weil es in meinen Augen sehr wichtig ist, die Väterausgrenzung als das politische Problem zu verstehen, das sie ist – anstatt das Problem auf Kosten des Kindes in der Elternbeziehung auszutragen. Gerade Menschen aber, die sich in dieser Weise politisch engagieren, werden von steuermittelfinanzierten Publikationen der sozialdemokratischen Friedrich Ebert Stiftung und der grünen Heinrich Böll Stiftung als rechtsradikal hingestellt – und ohne jeden stichhaltigen Beleg als Sympathisanten des kranken Massenmörders Anders Breivik präsentiert.

Es ist für mich nicht einfach, über solche politischen Verleumdungen ohne Bitterkeit zu schreiben, zumal sie von denen initiiert werden, deren Politik ich Jahrzehnte unterstützt hatte. Für Sozialdemokraten und Grüne erfüllen die gezielt unfairen und niemals sachlich begründeten Attacken eine Einschüchterungsfunktion, die parteiintern womöglich noch wichtiger ist als nach außen. Sie signalisieren unmissverständlich: Wer sich verständnisvoll und gesprächsbereit gegenüber den Interessen von Vätern oder auch anderen Männern zeigt, muss mit scharfer Ausgrenzung rechnen – ohne die Chance zu einem sachlichen Dialog zu haben.

Warum Bloggen?

Ich hatte, nach der weitgehenden Trennung von unserem Kind, mehrere Jahre kaum über diese Trennung gesprochen: aus Scham über die eigene Hilflosigkeit, aber auch deshalb, weil die politischen Bedingungen, die ich erlebe, so verrückt sind, dass es mir schwer fiel, dafür Worte zu finden. Ich bin zwei Jahre mit dem Gedanken herumgegangen, der Justizministerin einen Brief zu schreiben, in dem hätte klar werden sollen, wie dringlich es ist, diese Bedingungen zu ändern – und ich habe im Kopf wieder und wieder daran formuliert.

Dass ich den Brief nie geschrieben habe, hat aus meiner heutigen Perspektive einen ganz einfachen Grund: Er wäre ohnehin völlig sinnlos gewesen. Dass die Zustände im deutschen Familienrecht verfassungs- und menschenrechtswidrig waren, hätten auch schon vor den einschlägigen  Gerichtsurteilen des Europäischen Gerichtshofs und des Verfassungsgerichts alle wissen müssen, die sich auch nur zwei, drei Minuten damit beschäftigten. Dass sich nichts änderte, lag natürlich nicht an fehlender Einsicht, sondern an fehlendem politischen Interesse.

Das Blog ist, so wie viele Diskussionsbeiträge in Kommentarspalten anderer Blogs, also auch ein Versuch, überhaupt erst einmal zur Sprache bringen zu können, was mich beschäftigt hat – und darüber mit anderen ins Gespräch zu kommen.

Was ist nun mit den Männerrechten? Und mit den Menschenrechten?

Obwohl ich es irrwitzig finde, dass Menschen willkürlich der Kontakt zu ihren Kindern genommen werden kann, nur weil diese Menschen männlichen Geschlechts sind – obwohl auch offensichtlich ist, dass diese Politik nicht möglich wäre ohne feindselige Vorstellungen über Männlichkeit und Väterlichkeit – obwohl es an noch vielen anderen Beispielen deutlich ist, dass es auch spezifische Benachteiligungen von Männern und Jungen gibt: Ich bin kein Männerrechtler.

Rechte gelten allgemein, oder sie sind keine Rechte. „Männerrechte“ oder „Frauenrechte“ bezeichnen also, genau genommen, keine Rechte, sondern Vorrechte. Allein Kinderrechte finde ich als Sonderrechte legitim, weil Kinder in einer solchen Weise schutzbedürftig sind, dass sie besondere Rechte brauchen. Ansonsten geht es um Menschenrechte.

Wenn Menschen, wie im deutschen Familienrecht, ihre Menschenrechte aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum männlichen Geschlecht bestritten werden – dann ist es notwendig, sich spezifisch für die Angehörigen dieses Geschlechts zu engagieren. Es geht dabei dann aber immer noch um Menschenrechte, nicht um Männerrechte.

Das soll sich übrigens auch in dem Bild ausdrücken, das diesen Beitrag illustriert und das der Hintergrund des ganzen Blogs ist. Wichtig sind nicht allein Männer und Jungen, wichtig ist eine Beteiligung aller. Auch wenn solche offenen Diskussionen meist ein Wunschtraum sind.

Da ich aber weiß, dass Positionen wie die von mir vertretenen gleichwohl als männerrechtlich verstanden werden, gehe ich trotzdem weiter auf diesen Begriff ein.

Wie sieht es mit dem Feminismus aus?

Tatsächlich haben Feministinnen bei den erwähnten Rechtsverletzungen eine sehr unrühmliche Rolle gespielt. Die über Jahrzehnte betonierte Ausgrenzung von Vätern aus (Trennungs-)Familien war nur möglich durch eine faktische Koalition scheinbarer familienpolitischer Gegner: Konservativer Familienpolitiker, für die Kinder um jeden Preis zu ihren Müttern und zu niemandem sonst gehören – und feministisch inspirierter Politikerinnen, die eine Ausgrenzung von Vätern als „Befreiung“ der Frau feiern und, als „Alleinerziehung“, zu einer modernen Familienpolitik erklären.

Väter- und männerfeindliche Klischees – insbesondere das des Herrschers und des Gewalttäters – haben in feministischer Politik und Literatur einen festen Platz. Wer sich also gegen geschlechtsbedingte Menschenrechtsverletzungen wendet, kommt um Kritik an feministischen Positionen nicht herum.

Das bedeutet für mich keine grundsätzliche Verdammung des Feminismus. Positiv und human ist das Potenzial des Feminismus zum Beispiel dort, wo seine Vertreterinnen – und Vertreter –  zeigen, wie Menschenrechte aufgrund der Geschlechtszugehörigkeit von Menschen verletzt werden. Inhuman wird er dort, wo seine Vertreterinnen und Vertreter behaupten, allein Frauen könnten Opfer solcher Verletzungen werden.

Das Konzept des „integralen Antisexismus“, das von den linken Männerrechtlern Leszek und Arne Hoffmann vertreten wird, reagiert darauf: Es richtet sich gegen alle geschlechtsbedingten Rechtsverletzungen. Auch vor diesem Hintergrund ist die tiefe rot-grüne Feindseligkeit gegen Männerrechtler unverständlich: Das Konzept des integralen Antisexismus führt die humane Anteile des Feminismus deutlich überzeugender weiter, als es Feministinnen tun, die verkünden, dass Männer von Sexismus nicht betroffen sein könnten.

Und wie sieht es mit dem Antifeminismus aus?

Den Begriff „Antifeminismus“ gibt es, mindestens, doppelt: als Fremdzuschreibung und als Selbstzuschreibung.

Als Fremdzuschreibung hat der Begriff fast immer die Funktion, die damit Bezeichneten aus demokratischen Debatten auszuschließen. Er soll dann wohl an den Begriff „Antisemitismus“ erinnern, als Bezeichnung für eine tiefe, irrationale, gefährliche gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Es bleibt dann offen, ob er eine Feindschaft gegen Feministinnen oder schlicht gegen alle Frauen bezeichnet – was aber wohl aus der Perspektive vieler Feministinnen ohnehin keinen Unterschied ausmacht.

Im Allgemeinen wird allerdings schon bloße Kritik an feministischen Positionen mit diesem Begriff belegt. Das suggeriert: Wer uns kritisiert, kann keine rationalen Gründe haben, sondern ist ganz gewiss allein durch eine tiefe Feindseligkeit GEGEN UNS getrieben. Natürlich ist das nicht haltbar: So sehr auch einzelne Frauen den Eindruck haben, dass feministische Positionen für sie persönlich ungeheuer wichtig waren – es sind politische Positionen, und politische Positionen können und sollen in Demokratien selbstverständlich kritisiert werden.

Die Selbstzuschreibung als Antifeminist hingegen soll wohl an den Begriff „Antifaschismus“ erinnern und ist, soweit ich sehe, seltener als die Fremdzuschreibung. Der Begriff vollzieht dann Freund-Feind-Muster bloß von der anderen Seite aus nach. Er ist für mich sinnlos.

Dort, wo feministische Positionen nicht rundweg inhuman sind, ist es unsinnig, sich in einer radikalen Gegenposition festzubeißen. Dort, wo sie inhuman sind, sind sie es nicht wert, die eigene Position grundsätzlich als Gegnerschaft zum Feminismus zu definieren und sich damit ganz von ihm abhängig zu machen. Einfach nur gegen den Feminismus zu sein – das ist an sich noch keine lohnende politische Haltung.

Warum spielen Männerrechtler eine so geringe Rolle?

Für Männer war es immer selbstverständlich, sich nicht vorwiegend über die Geschlechtszugehörigkeit zu definieren, sondern über berufliche Funktionen, Kenntnisse, Fähigkeiten, soziale Positionen oder ähnliches: Das ist ja eben das, was Männern ihren Lebensunterhalt sichert. Gleiches galt immer auch für proletarische Frauen. Allein die Minderheit bürgerlicher Frauen sicherte ihren Unterhalt über Positionen, die sehr eng mit ihrer Geschlechtszugehörigkeit zusammenhingen: als Ehefrau und als Mutter. Das ist wohl der wesentliche Grund dafür, warum heutige Geschlechterdebatten fast ausschließlich Frauen und bürgerliche Geschlechterverhältnisse zum Thema haben.

Für eine „Männerbewegung” bedeutet das allerdings, dass ausgerechnet die Menschen, die von ihr profitieren könnten, sie nicht ernst nehmen.

Aus der Perspektive von Männern wird die ausdauernde Beschäftigung mit der eigenen Geschlechtszugehörigkeit wohl unwillkürlich als unmännlich wahrgenommen. Die Beschimpfung als „Jammerlappen“ greift das auf, ebenso das beliebte rhetorische Muster, eine Männerbewegung bestünde vorwiegend aus Männern, die mit dem Verlust ihrer Privilegien nicht zurechtkämen und endlos darüber klagen würden, anstatt männlich und selbstbewusst aufzutreten. Mimimi.

Neben Männern könnten auch viele Männer und Frauen, die nicht außergewöhnlich privilegiert sind, erheblich von der Kritik an einer Politik profitieren, die Frauen und Männer in einem Nullsummenspiel einander gegenüberstellt.

Die meisten Menschen verfügen nicht über außergewöhnlich große Mittel und stehen daher unter der beständigen Notwendigkeit der Kooperation. Unter Bedingungen des (in seinen Konsequenzen sehr positiven) Kooperationsdrucks aber ist eben das, was für Männer schlecht ist, auch für Frauen schlecht – ist das, was für Frauen schlecht ist, auch für Männer schlecht – und ist generell das, was für eines der Elternteile schlecht ist, auch für die Kinder schlecht. Wer das ignoriert und stattdessen einen Geschlechterkampf zelebriert, blendet den größten Teil der Bevölkerung mit großer Selbstverständlichkeit aus – Männer und Frauen.

Aus der Perspektive von nicht-bürgerlichen, nicht-akademischen Menschen aber wird  die intensive Auseinandersetzung mit Geschlechterfragen schlicht als Luxusbeschäftigung erscheinen: Haben die keine anderen Probleme?

Das hat für mich zwei Konsequenzen. Einerseits ist es wichtig zu zeigen, wo Geschlechterfragen tatsächlich relevant sind – und nicht einfach nur vorauszusetzen, dass sie es sind. Andererseits ist es wichtig, nicht nur Geschlechterdebatten zu führen, sondern sie einzubinden in andere Themen. Wo ist beispielweise das Thema Geschlecht nicht sonderlich wichtig? Wo werden Geschlechterdebatten benutzt, um von ganz anderen sozialen Problemen abzulenken?

Für mich selbst sind viele andere Themen interessanter als Geschlechterthemen, und dass ich mich mit denen trotzdem intensiv auseinandersetze, ist gleichsam aus der Not geboren. Es ist auch eine wichtige Auseinandersetzung – ich möchte sie hier im Blog gleichwohl stärker als zuvor mit Texten zu anderen Themen kombinieren und die Diskussion öffnen.

Sind Männerrechtler rechts?

Die Vorstellung, dass ein Einsatz für die Menschenrechte von Männern und Jungen irgendwie „rechts“ sei, trägt sehr viel zur Tabuisierung der Themen bei, die mir wichtig sind. Natürlich wird diese Vorstellung, wie schon eingangs beschreiben, auch gezielt produziert. Das Klischees, dass Männerrechtler rechts – was dann immer auch heißt: rechtsradikal – seien, hat aber wohl noch einen anderen, tieferen Grund.

„Mann“ und „Frau“ sind, bei Licht besehen, keine sonderlich sinnvollen sozialen Kategorien: Die Unterschiede von Männern und von Frauen sind, jeweils in den Gruppen untereinander, so groß, dass kaum sinnvoll von halbwegs homogenen Gruppen mit dominierenden gemeinsamen Interessen geredet werden kann. Das bedeutet auch: Sowohl bei Feministinnen als auch bei Männerrechtlern spannen sich die politischen Positionen von rechtsaußen bis nach linksaußen.

Die einzige Ausnahme: Eindeutig faschistische Positionen sind mir nur von feministischer Seite bekannt. Natürlich gibt es Nazis, die gegen den Feminismus hetzen – mir ist aber kein Männerrechtler oder Maskulist bekannt, der eine faschistische Männerrechtsposition formulieren würde.

Das ist im Feminismus anders. Das bekannteste Beispiel für einen faschistischen Feminismus ist wohl Valerie Solanas’ „Manifest der Gesellschaft zur Vernichtung der Männer“, in dem sie einen industriell betriebenen Massenmord an allen Männern fordert. Positionen eines faschistischen Feminismus haben, unter anderen, auch die Theologin Mary Daly oder die Schriftstellerinnen Sally Miller Gearhart oder Pamela O’Shaughnessy bezogen: Sie traten für eine eugenische Politik ein, die den Anteil der als schädlich und destruktiv beschriebenen Männer an der Gesamtbevölkerung auf das für die Fortpflanzung unbedingt notwendige Maß beschränken sollte.

Eine Ergänzung dazu ist der antisemitische Feminismus, der sich beispielweise in der sogenannten Matriarchatsforschung wiederholt findet. Christa Mulack oder Gerda Weiler machen Juden dafür verantwortlich, dass eine weitgehend friedliche matriarchale Ordnung durch eine patriarchale Ordnung mit patriarchaler Gottheit abgelöst worden sei.

Solche Positionen sind für den Feminismus nicht insgesamt repräsentativ. Problematisch ist aber, dass sich der Mainstream-Feminismus niemals, oder nur in schnell verdrängten Ausnahmefällen, mit diesen Positionen kritisch beschäftigt und von ihnen klar distanziert hat. Solanas’ Buch ist allein in deutscher Sprache mehrfach wieder aufgelegt worden, unter anderem vom renommierten März-Verlag. Mary Daly wird bis heute als wichtige feministische Theologin verehrt. In Freiburg gibt es gar eine Gerda-Weiler-Straße.

Warum aber sind es dann nicht Feministinnen, sondern Männerrechtler, die als rechts präsentiert werden?

Dass es spezifische Verletzungen der Menschenrechte von Männern und Jungen gibt – das ist, aus welchen Gründen auch immer, ein stark tabuisiertes Thema in den Gruppen, die sich diffus als „links“ verstehen.

Daher war lange Zeit Kritik an spezifischen Verletzungen der Rechte von Männern vor allem von konservativer Seite wahrnehmbar. In der SPD versuchten zwar einige Männer für eine Weile, als „rote Männer“, aus sozialdemokratischer Perspektive Einseitigkeiten der Geschlechterpolitik zu kritisieren – die Gruppe war parteiintern aber so marginalisiert und isoliert, dass sie schließlich aufgab.

So speist sich die Vorstellung gleichsam aus sich selbst,  dass Männerrechtler rechts oder gar rechtsradikal seien. Linke werden ausgeblendet, marginalisiert oder tabuisiert, Rechte in den Vordergrund geschoben – und die Einseitigkeit und Unseriosität dieses Vorgehens legitimiert sich dann wiederum mit der Fantasie, dass Männerrechtler eben rechts seien und dass diese rechte Orientierung herausgearbeitet werden müsse.

Das bedeutet: In der Vorstellung, das Eintreten gegen spezifische Rechtsverletzungen der Männer oder Jungen sei rechts,  drückt sich eigentlich ein Versagen der „Linken“ aus: Sie hat sich von der Überzeugung entfernt, dass Menschenrechte universell gültig seien, und daher gibt es in diesen Institutionen keine „linken“ Männerrechtler.

Das Resultat: Wer die Menschenrechte von Männern oder Jungen für ebenso wichtig hält wie die Menschenrechte von Frauen oder Mädchen, wird als Männerrechtler, Maskulist oder Antifeminist wahrgenommen – „Maskulisten“ und „Antifeministen“ werden als rechts hingestellt – wer rechts ist, ist natürlich auch irgendwie rechtsradikal – und er ist, ohne dass das belegt werden müsste, natürlich ein Sympathisant des kranken Massenmörders Breivik.

Kurz: Wer Menschenrechte unabhängig von der Geschlechtszugehörigkeit definiert, wird als rechtsradikaler Sympathisant eines Massenmordes an Kindern und Jugendlichen hingestellt. Das ist ebenso durchsichtig wie widersinnig, funktioniert aber seit Jahren.

Wofür der ganze Aufwand?

Feministinnen vom Beginn des 20. Jahrhunderts werden noch heute gern dafür gerühmt, dass sie das Wahlrecht  für Frauen erkämpft hätten – was dann in der Regel nicht nur die Unterstützung vieler Männer bei diesem Kampf unterschlägt, sondern auch die Tatsache, dass viele Männer ebenfalls kein gleiches Wahlrecht hatten.

Heute würde es, natürlich zurecht, als unglaublicher Skandal wahrgenommen, wenn Menschen aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit kein Wahlrecht hätten. Dass Menschen aber aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit kein Sorgerecht für ihre Kinder haben und faktisch auf vielfache Weise an der realen Sorge für die Kinder gehindert werden, ist ebenso barbarisch und reaktionär. Das ändert sich auch nicht, wenn „Linke“ das als eine „moderne Familienpolitik“ verkaufen.

Ich selbst würde wesentlich lieber auf mein Wahlrecht verzichten als auf das Recht und die Möglichkeit, für unser Kind zu sorgen. Ich weiß ohnehin nicht, wen ich überhaupt mit halbwegs gutem Gewissen wählen kann. Trotz allem aber: Mich stört auch die Bitterkeit, mit der viele Männer – und immer mal wieder auch ich – über diese Zustände schreiben, so verständlich diese Bitterkeit auch ist.

Es stört mich nicht nur, weil Bitterkeit unsexy ist. Wer sich auf Dauer für etwas engagieren möchte, wer sich Gedanken darüber macht, wie wir unsere Welt für uns und für unsere Kinder einrichten: Der braucht etwas, wofür er das tut – nicht nur etwas, wogegen er sich richtet. Und: Es muss auch Freude machen, sonst ist es auf Dauer nicht durchzuhalten.

Einen positiven Antrieb kann ich kurz an einer kleinen Begebenheit illustrieren. Nachdem sich meine damalige Partnerin von mir getrennt hatte, waren noch einige Dinge von mir bei ihr geblieben – insbesondere Kleidungsstücke, die ich oft getragen hatte in den ersten Wochen und Monaten, nachdem unser Sohn auf der Welt war. Die hat sie eineinhalb Jahre später in einer Kiste bei einem gemeinsamen Bekannten abgestellt, wo ich sie dann abholte.

Als ich die Kiste öffnete und die Kleidungsstücke aus der Zeit kurz nach der Geburt sah, verschlug es mir fast den Atem. Es war, als ob eine große Wolke von Glück aus der Kiste aufstieg.

Das ist es eben, was für mich den Kern der Empörung über die erhebliche Gewaltsamkeit der deutschen Verhältnisse ausmacht: Das Wissen um die Möglichkeit und die Realität des Glücks. Für mich bestand und besteht das Glück unter anderem in der Existenz unseres Kindes, für andere wird es andere Möglichkeiten des Glücks geben.

Wie inhuman aber ist eine Politik, die Menschen die Möglichkeit des Glücks bestreitet, die sie sogar so umfassend wie möglich dafür diffamiert, dass sie auf dieser Möglichkeit bestehen?

In den USA hat das Streben nach Glück, neben Leben und Freiheit, Verfassungsrang. In Deutschland ist es eigentlich nicht andres: Wer Menschen die Möglichkeit des Glücks bestreitet, tastet ihre Würde als Menschen an.


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