Vor nun fast drei Wochen habe ich einen offenen Brief an die Organisation Plan geschrieben, die mit einer groß angelegten Werbekampagne sehr präsent ist: Sie richtet sich ausdrücklich gegen Gewalt gegen Mädchen. Ich hatte in dem Brief gefragt, warum nur Gewalt gegen Mädchen abgelehnt werde – und nicht Gewalt gegen Kinder allgemein.
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Ich hatte die Organisation auch per Mail auf den Brief aufmerksam gemacht, aber natürlich keine Antwort erhalten. Ich verstehe durchaus, dass die Plan-Leute nicht auf jeden Blogger antworten, der Ihnen etwas schreibt – aber ich habe von Ihnen auch abgesehen davon noch nirgends irgendeine überzeugende Antwort auf die Frage gelesen, warum Sie sich nicht allgemein gegen Gewalt gegen Kinder engagieren, sondern sich auf Mädchen konzentrieren. Immerhin erwecken die überall präsenten Plakate den Eindruck, Gewalt sei halb so wild, wenn sie männliche Kinder träfe.
Also habe ich auf der Facebook-Seite von Plan Deutschland noch einmal eine Nachfrage gepostet. Diese hier:
Warum nicht „Keine Gewalt gegen KINDER“?
Sehr geehrte Damen und Herren,
als ich eines Ihrer vielen Werbeplakate zum ersten Mal gesehen habe, habe ich nach einer Erklärung gesucht, warum Sie allein Gewalt gegen Mädchen, aber nicht einfach Gewalt gegen Kinder kritisieren. Es gibt dafür schließlich keine sachlich nachvollziehbaren Gründe. Weltweit werden KINDER Opfer von Gewalt, und es ist müßig, vorzurechnen, ob diese Gewalt Mädchen oder Jungen stärker betrifft: Männliche Kinder sind nicht in höherem Maße Opfer von Gewalt als weibliche.
Es ist auch nicht so, dass es schon viel spezifische Unterstützung für Jungen gäbe, so dass nun zum Ausgleich einmal Mädchen besonders gefördert werden müssten – eher ist das Gegenteil der Fall.
Ihre Kampagne ist in meinen Augen erschreckend, weil sie ausdrückt: Unter den vielen Kindern, die weltweit Opfer von Gewalt und Armut sind, haben einige Kinder Anspruch auf unsere Hilfe und unseren Schutz und andere nicht. Vom sicheren Westen aus teilen erwachsene Menschen Kinder in ärmeren Ländern nach einem willkürlichen Kriterium in zwei Gruppen: die, deren Leben es wert sind, geschützt zu werden – und die, deren Leben es weniger wert sind.
Als ob Gewalt gegen Kinder erst dann zum Problem würde, wenn diese Kinder weiblich sind.
Sicher, Sie werden empört klarstellen wollen, dass das SO nicht gemeint sei. Aber stellen Sie sich vor, ein blonder und ein dunkelhaariger Mensch würden gemeinsam von einem Mob zusammengeschlagen, und ein vorbeikommender Passant würde das sehen und rufen: „Helft dem Blonden! Helft dem Blonden!“ Müsste das nicht als Signal verstanden werden, dass die Gewalt gegen den Dunkelhaarigen kein besonderes Problem und Hilfe hier nicht dringlich wäre?
Ebenso drücken auch Sie aus, dass Gewalt gegen Kinder eben dann schlimm wäre, wenn diese Kinder weiblich sind. Dies zeigen sie auf unzähligen Plakaten, quer durch die gesamte Republik: Jungen lesen das ebenso wie Mädchen. Auch unser siebenjähriger Junge liest es morgens, wenn er mit dem Bus zur Schule fährt. Und: Auch die Erwachsenen, die Kinder Gewalt zufügen, lesen es.
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Ich habe nur eine Erklärung für Ihre Konzentration auf Mädchen. Auch Hilfsorganisationen konkurrieren um Spendengelder, und offenbar kalkulieren Sie, dass notleidende Mädchen mehr Empathie und Spendenbereitschaft aktivieren als notleidende Kinder allgemein. Diese Kalkül finde ich sehr zynisch – schon allein, weil damit vermutlich weniger an solche Organisationen gespendet wird, die sich einfach für Kinder engagieren, unabhängig von deren Geschlechtszugehörigkeit.
Ich hatte Ihnen dazu schon vor nun fast drei Wochen eine offenen Brief geschrieben, auf den ich Sie auch direkt aufmerksam gemacht hatte. Ich verstehe natürlich, dass Sie nicht auf jeden Blogger antworten – aber tatsächlich habe ich noch nirgendwo eine Erklärung von Ihnen dafür gelesen, warum Sie zum Engagement gegen kinderfeindliche Gewalt ausdrücklich nur dann aufrufen, wenn diese Kinder weiblich sind.
Aus meiner Sicht ist das nämlich nicht allein jungenfeindlich, sondern es hat sogar selbst einen kinderfeindlichen Aspekt. Kinder haben bei Ihnen Anspruch auf Schutz und Hilfe nicht, weil sie verletzlicher, hilfloser, schutzbedürftiger, eben Kinder sind. Kinder haben bei Ihnen diesen Anspruch nach den willkürlichen Kriterien Erwachsener: Die Erwachsenen sind bei Ihnen der Maßstab, nicht die Kinder, und die Mädchen haben im Unterschied zu den Jungen eben das Glück, diesen Ansprüchen zufällig zu genügen.
Der Brief endet mit den Fragen:
Oder liege ich falsch? Hat Ihre Konzentration auf Mädchen vielleicht Gründe, auf die ich nicht gekommen bin?
Oder setzen Sie sich für Kinder allgemein ein, nicht selektiv nach Geschlecht sortiert – nur dass ich das übersehen hätte?
Haben Sie darauf wirklich keine Antwort?
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