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Wie ich einmal Frank Plasbergs Sendung rettete…

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…und bei der Gelegenheit auch gleich den Aufbau eines neuen Ministeriums anregte

Ein offener, solidarischer Brief an den Deutschen Frauenrat

Sehr geehrte Damen,

ich beglückwünsche Sie vollen und dankbaren Herzens zu dem Erfolg, dass die unsägliche Plasberg-Talkshow „Nieder mit den Ampelmännchen“ der Öffentlichkeit aufgrund Ihrer und der Landesarbeitsgemeinschaft der Gleichstellungbeauftragten mutigen Proteste nicht mehr zugänglich ist. „Mit ungewöhnlich harter Keule hat der WDR-Rundfunkrat auf die Beschwerden reagiert“, wie ich lese.

„Die Sendung muss im „Giftschrank“  verschwinden, darf also in der Mediathek nicht mehr gezeigt und auch sonst nie mehr wiederholt  werden.“

Denn natürlich hatte Plasberg, wie Sie die Gleichstellungsbeauftragten zitieren, „die Grenze des Zumutbaren im öffentlich-rechtlichen Fernsehen überschritten“ , und dies mit einem „ungeheuerlichen Machtmissbrauch”.

„Beispiele: Er fordert Frau Wizorek auf, die Welt über die Nützlichkeit von Unisextoiletten aufzuklären, dabei liegt ihre Fachlichkeit auf dem Gebiet des Alltagssexismus.“

Ganz offensichtlich hielt es die ARD nicht für nötig, eine richtige Wissenschaftlerin mit der Fachlichkeit auf dem Gebiet der Unisextoiletten einzuladen! Stattdessen aber war Geld für Sophia Thomalla da, bei der ich mich im Laufe der Sendung immer wieder fragte: Was macht die eigentlich hier? Dass sie eine Frau und – nach dem konventionellen Geschmack einiger – recht hübsch ist, qualifiziert sie doch nicht schon zu fundierten Aussagen in Geschlechterdebatten! Sie ist schließlich, wie Sie ja richtig schreiben, „unbeleckt jeder Fachlichkeit“.

(Ich hoffe, das war nun nicht frauenfeindlich von mir formuliert. Sollte es dies gegen meinen Willen doch sein, bitte ich um kurze Nachricht, falls Ihnen dies keine Umstände macht. Seien sie in diesem Fall versichert, dass ich dabei nur allerbeste Absichten hatte!)

Nun allerdings wirft die Bild-Zeitung Ihnen und der ARD „Zensur“ vor. Ausgerechnet dieses reaktionäre und anti-emanzipatorische Organ gebärdet sich auf einmal als Bollwerk der freien Rede und der Demokratie! Grotesk!

Glücklicherweise haben ARD und Rundfunkrat sich durch solche Proteste nicht beeinflussen lassen. Wie schön zu wissen, dass Menschen mit Zivilcourage und Rückgrat in diesen Institutionen sitzen! Ich möchte nicht vergessen, dass wir diesem Mut auch schon einige sehr positive Sendungen zu verdanken hatten, zum Beispiel über die sogenannten „Männerrechtler“, die selbsternannten „Maskulinisten“, die vorgeben, sich gegen die angeblichen Benachteiligungen von Jungen in der Schule zu engagieren oder über das angebliche Leid selbsternannter „Trennungsväter“ Klage zu führen.

Da haben ARD-Sender ja gezeigt, dass es diesen Jammergestalten eigentlich nur darum geht, den Massenmörder Breivik zu unterstützen (Maskuline Muskelspiele) oder Frauen zu schlagen und den Massenmörder Breivik zu unterstützen (Maskulinisten – Krieger im Geschlechterkampf), und das Deutschlandradio hat eindrucksvoll dargelegt, dass Väter oft Gewalttäter, Alkohol- und Drogenabhängige sind, denen ein unbarmherziges Umgangsrecht ihre Kinder „zur freien Verfügung“ zuführt. (Den Vätern die Rechte, den Müttern die Pflichten)  Angesichts solch seriöser und aufklärerischer Interpretationen des Bildungsauftrags ist eine anti-emanzipatorische Hetzsendung wie die Plasberg-Talkshow umso unverständlicher!

Ich stimme Ihnen vollen Herzens zu, wenn Sie die Geisteshaltung dieser Sendung mit den rechtsradikalen Pegida-Demonstrationen vergleichen. Sie zu entfernen, bringt unsere Demokratie nicht in Gefahr. Die Demokratie haben wir schließlich schon lange, der wird schon nichts passieren, dadurch nicht.

Gender aber ist noch eine zarte, wenn auch für uns alle so wichtige Pflanze, die zur Zeit nur im geschützten Rahmen der Universitäten, Ministerien und progressiven Institutionen wie dem Deutschen Frauenrat wachsen und gedeihen kann. Wer sie ihrem Heimatboden entreißt und unbarmherzig einer verhetzten und desinformierten Öffentlichkeit hinwirft, der führt dabei ganz gewiss keinen „Bildungsauftrag“ im Schilde – sondern versucht, wie die Gleichstellungsbeauftragten so erfreulich deutlich schreiben, „Geschlechterforschung und Gleichstellungspolitik gezielt lächerlich zu machen.“

Einerseits ist Demokratie natürlich wichtig, und es ist schön, dass heute alle offen ihre Meinung sagen können. Andererseits haben einige Menschen nun einmal andere Meinungen als die richtige. Wird es denn dem „Bildungsauftrag“ gerecht, diese Meinungen gleichgewichtig zu präsentieren, als seien sie genauso gültig? Ist es Zensur, hier im Interesse der seriösen Information der Zuschauer_innen eine Vorauswahl zu treffen?

Natürlich sind das rhetorische Fragen. Schon n-tv weist richtig darauf hin, dass beim Löschen dieser Gift-Sendung von „Zensur“ keine Rede sein könne. Denn schließlich: Das Problem hier ist nicht die sogenannte „Zensur“, sondern dass die Leute oft Sachen sagen, die sie nicht sagen würden, wenn sie vernünftig wären.

Daher nun mein Vorschlag. Natürlich soll und muss auch über Gender-Themen offen und öffentlich diskutiert werden – aber dann müssen wir die Öffentlichkeit zu einem ebenso geschützten Rahmen machen, wie es die Universitäten und politischen Institutionen heute schon sind.

Wir sollten Plasberg und seinen Gästen eine zweite Chance geben, sollten ihnen aber dabei behilflich sein, die richtigen Dinge zu sagen!

Ich habe daher einige Passagen aus der Sendung behutsam und vorsichtig überarbeitet. Nur dort, wo das Gesagte so rettungslos desinformierend war, dass ich es mit einem öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag bei bestem Willen nicht mehr vermitteln konnte, habe ich es gestrichen. Ab und zu habe ich zur informierenden Kontextualisierung einige Passagen hinzugefügt, die habe ich fett gedruckt. Einige Zwischenanmerkungen von mir stehen kursiv.

Bitte verstehen Sie diesen Vorschlag nicht als Wichtigtuerei oder Mansplaining. Es ist der Versuch eines solidarisch-emanzipatorischen Mannes, seinen Anteil beizutragen. Ich habe aber keinen Zweifel daran, dass Sie selbst es bedeutend besser als ich hätten formulieren können, wenn Sie nur die Zeit gefunden hätten.

Hart aber fair: Eine seriöse und fachliche Diskussion über Gleichstellungspolitik

Es beginnt mit einer Passage des grünen Fraktionsvorsitzenden Anton Hofreiter. Der antwortet auf die unsägliche Behauptung des FDP-Politikers Kubicki, dessen männlichen Enkelkinder hätten von Geburt an ein Wettbewerbsverhalten gezeigt, das den weiblichen Kindern fremd gewesen wäre. Außerdem wehrt sich Hofreiter entschlossen gegen Versuche Kubickis, ihn wegen seiner langen Haare auf sein Äußeres zu reduzieren. [4:57ff.]

Anton Hofreiter: Dann auch noch einen ned ausreden lassen können, dass ist so das typische Uhua-hua-hua (ahmt einen Gorilla nach) Macho-Gehabe, wie man das klassischerweise kennt. Ich hab den Kopf geschüttelt, weil es einfach biologisch falsch ist. Natürlich gibt es einen biologischen Unterschied zwischen Männern und Frauen, aber der bezieht sich eben viel viel weniger auf das Verhalten, als wie Herr Kubicki glaubt.

Wolfgang Kubicki: Wenn ich da mal…

Anton Hofreiter: (energisch, entschlossen) Sie müssen mir da gar nicht widersprechen. Glauben sie’s einfach, ich bin Biologe, und deswegen, wie gsagt, glauben sie’s einfach. Die Wissenschaft hat Erkenntnisse, sie haben Vorurteile, und das ist einfach ein Unterschied.

Wolfgang Kubicki: Das ist schön, dass sie Biologe sind. Es freut mich, weil Sie mich aufgrund ihrer biologischen Fachlichkeit über meine Irrtümer aufklären konnten. Dass gerade ein Grüner erklärt, dass Menschen auf ihr Äußeres reduziert werden, wo sie gerade Katja Suding – eine sehr erfolgreiche Frau – nur auf ihr Äußeres reduziert haben – das finde ich schon bemerkenswert.

Moderator Frank Plasberg: Frau Thomalla,  was machen Sie eigentlich hier? ist die Erziehung bei Herrn Kubicki gelungen, wie sehen Sie das denn? [6:32ff.]

Sophia Thomalla: (…) Wenn ich auf mein Äüßeres reduziert wurde, dann von Frauen, nicht von Männern. Ich habe das ganz selten erlebt, dass ein Mann mich nur aufgrund meines Aussehens diskriminiert hat, sondern ganz im Gegenteil, sondern von eine Frau kommt erst …ähm…in den letzten zehn Jahren meiner Karriere: Auch die ist ja nur hübsch anzusehen, aber hat nichts in der Birne. Das hab ich teilweise, aus Neid vielleicht, nur von Frauen gehört, und nicht von Männern

Moderator Frank Plasberg: Frau Wizorek, was verbessert sich in unserer Gesellschaft, wenn ein Studentenwerk in ein Studierendenwerk umbenannt wird? [14:35ff.]

Anne Wizorek: Es geht darum, dass andere Geschlechter einbezogen werden als immer nur allein das männliche. Also, das generische Maskulinum, wie das ja auch heißt, ist ja eindeutig auf die männliche Person beschränkt. Da gibt’s genug Studien, die das belegen, wenn Leute sagen: Denkt mal an ‘ne Gruppe von Ärzten, denken diese Menschen an Männer. Und bei ‘nem Studenten ist dass dann ähnlich der Fall. Wenn wir dann so’n Wortkonstrukt wie Studierende haben, ist das dann ein einschließendes Wort, dass alle Geschlechter umfasst.

Birgit Kelle: Ich war dreizehn  Jahre auf der Schule, ich hab das noch nie so gut verstanden wie jetzt gerade, als Frau Wizorek das erklärt hat. mich noch nie durch die deutsche Sprache diskriminiert gefühlt, als Frau

Sophia Thomalla: Ich auch nicht. (lacht)

Birgit Kelle: Das ist doch ein Irrsinn. Ich hab das Gefühl: Je mehr wir dabei sind, Diskriminierungen abzubauen, desto mehr Diskriminierungen werden irgendwo gefunden. Wir gendern die Sprache, wir zensieren einzelne Worte, weil immer jemand da ist, der—

Anne Wizorek: (…) Es geht um einen Begriff, der alle Menschen mit einbeschließt.

Birgit Kelle: Wer hat eigentlich dem Bundeskabinett die Kompetenz übertragen, über unsere Sprache zu urteilen?

Anne Wizorek: Vor zehn Jahren haben wir auch nicht so ein Wort benutzt wie „googeln“. Das entwickelt sich.

Birgit Kelle: Das ist eben der Unterschied: Es entwickelt sich von unten. Was hier gerade passiert ist, dass uns Frau Wizorek deutlich macht, wie eine wirklich emanzipatorische Politik aussieht. irgendwelche Leute, die sich diskriminiert fühlen, uns vorschreiben, wie wir jetzt, wie die große Mehrheit, zu reden hat (Großer Applaus)

Anne Wizorek: Der Vorschlag wäre dann nicht Studierendenwerke, sondern Studentinnenwerke. Was meinen sie denn dazu? [18:36ff.]

Birgit Kelle: Das wäre grammatikalisch falsch. (…)

Wolfgang Kubicki: Wir können auch gern “Studentinnen” hinschreiben, das ist ne spannende Frage, nur: Ob wir es uns leisten  können, Millionenbeträge dafür auszugeben? Die Schulen fallen zusammen, wir haben nicht ausreichend Lehrer, und wir geben Millionenbeträge dafür aus, dass wir unseren Sprachschatz erweitern…das ist doch daneben.

Moderator Frank Plasberg: Frau Kelle, um wen machen Sie sich in unserer Gesellschaft mehr Sorgen, um ihre Jungs oder um die Mädchen? [54:00ff.]

Birgit Kelle: Um die Jungs.

Moderator Frank Plasberg: Und warum?

Birgit Kelle: Weil die Jungs langsam in’s Hintertreffen geraten in dieser Gesellschaft. Wir machen quasi ständig nur noch Mädchenförderung, wir haben das Schulsystem ausgerichtet auf die Mädchen, wir sehen’s ja auch statistisch, die Jungs fallen immer weiter zurück.

Und wissen Sie, ich sehe es auch mit Sorgen auch mit diesen Frauenquoten, weil wir ja nicht mehr nach Leistung gucken, so dass meine Jungs möglicherweise mal das Nachsehen haben, weil wir jetzt Posten danach verteilen, ob jemand eine Gebärmutter besitzt oder keine, anstatt einfach nur auf diesen Menschen zu gucken.

Und ehrlich, ich mach mir mehr Sorgen um die Jungs. Ich mach mir überhaupt keine Sorgen um meine Mädchen. Wir machen seit zwanzig Jahren Frauenförderung, Mädchenförderung – und für die Probleme, die Männer haben, Jungs haben – Jungs haben ein  ganz anderes Risiko, gewalttätig zu werden, Drogen zu nehmen, auf die schiefe Bahn zu geraten – rein statistisch – früher zu sterben, Opfer von Gewalt zu werden, all das.

Anton Hofreiter: Das machen die Gender Studies zum Beispiel, die kümmern sich genau um diese Probleme.

Birgit Kelle: Ich bin gleich fertig. Man kann nochmal zweitausend Gleichstellungsbeauftragte nachtragen. Es sind aber Männerprobleme – und ich bin nunmal Mutter von zwei Jungs und zwei Mädchen – und deswegen finde ich, müssen wir uns um alle kümmern. Es wär schon geholfen, wenn Gleichstellungsbeauftragte kapieren würden, dass sie nicht mehr Frauenbeauftragte sind, sondern dass sie für alle zuständig sind. (Applaus)

Anton Hofreiter: Das war ein ganz starkes Plädoyer für Gender Mainstreaming und dafür, dass wir uns alle mit unseren Geschlechterrollen beschäftigen! (großer, langanhaltender Applaus)

Zum Schluss etwas über die Wahlkampagne der hamburgischen FDP-Spitzenkandidatin Katja Suding, die sich auf Plakaten als „Unser Mann für Hamburg“ vorgestellt hat.

Moderator Frank Plasberg: Was ist, wenn Politikerinnen ihr Äußeres bewusst einsetzen? [1:01:10ff.]

Anne Wizorek: Hat sie das getan? Sie hat sich einfach präsentiert. Die Kampagne kann man so und so finden.  Ich fand es eher problematisch, dass sie Begriffe wie Durchsetzungsfähigkeit und Entschlossenheit assoziiert mit Männlichsein, wenn sie sich hinstellt als Unser Mann für Hamburg, dann impliziert das ja, dass man halt ‘n Mann sein muss, um den Job zu machen. Und das ist dann eher sehr aussagekräftig für das Frauenbild der FDP, aber da bin ich ja eh nicht die Zielgruppe. (Großes, anhaltendes Lachen im Publikum)

Birgit Kelle: Ich fand das Plakat witzig. Das war einfach nur gut, absurd ist, dass wir jetzt eine Debatte daraus machen, ob man das als Frau so machen darf, ja sie hat’s einfach gemacht, das ist die neue Zeit. Und genauso auch die Debatte über die Beine in der ARD, wenn Frau Suding Probleme damit hätte, dass man ihre Beine sieht, dann würde sie vermutlich eine Hose anziehen

Ich fand viel interessanter in der Debatte mit der ARD, dass  Frau Suding ja überhaupt keine Entschuldigung eingefordert hat, sondern dass diese Entschuldigung, Frau Wizorek, wenn ich sie manchmal etwas harsch kritisiert hatte – da hatte ich Sie noch nicht richtig verstanden. in vorauseilendem Gehorsam kam – das fand ich das Absurdeste an der Debatte.

Wolfgang Kubicki: Dem kann ich mich nur anschließen. Es ist sehr emanzipatorisch, was Frau Wizorek sagt.

Sophia Thomalla: Das geht mir auch so. Ich sehe jetzt vieles viel kritischer.

Anne Wizorek: Gern geschehen.

Anton Hofreiter: (gelöst scherzend) Uhua-hua-hua.

Das wäre in meinen Augen ein schöner, versöhnlicher Schluss, der gleichwohl alle Zuschauenden ermutigt, selbstständig und kritisch weiterzudenken. Allerdings müsste noch ein Kommentar einer Zuschauerin leicht überarbeitet werden, den eine Mitarbeiterin Plasbergs zwischenzeitlich vorliest. Eine „Michaela Neugebauer“ habe etwas ins Gästebuch der Sendung geschrieben:

Plasberg-Mitarbeiterin: [57:20ff.] Der Sohn kommt nach Hause und sagt, sie hätten in  gemischten Teams Fußball gespielt, aber die Tore der Mädchen hätten doppelt gezählt. Er fragte warum, Frau Neugebauer war etwas ratlos und sagt:

“Was sollte ich ihm antworten? Das Argument ‚schwaches Geschlecht’ gehört ja wohl der Vergangenheit an. Da mag mancher schmunzeln, aber wie soll ich ihm Gerechtigkeit erklären, wenn Jungs schon in der Schule faktisch diskriminiert werden?”

Das ist natürlich ungeheuerlich desinformierend, weil alle kontextualisierenden Informationen fehlen. Es fehlt vor allem der Hinweis darauf, dass Mädchen zu einer Existenz unter der heteronormativen Matrix gezwungen sind und gleichsam ein Gewicht mit sich herumtragen müssen – dass die Jungen hingegen im vollen Bewusstsein ihrer Dominanz und Privilegien befreit aufspielen können – und dass die Lehrende hier einen Ausgleich schaffen muss, um Chancengleichheit herzustellen. Ausgerechnet diese Chancengleichheit wird hier jedoch groteskerweise als „Diskriminierung“ hingestellt.

Doch selbst dieser Beitrag lässt sich mit behutsamen Änderungen so gestalten, dass er dem öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag gerecht wird. Etwa so:

Michaela Neugebauer schreibt: Der Sohn kommt nach Hause und sagt, er fühle sich als Junge in der Schule benachteiligt.

“Was antworte ich ihm? Ich sage ihm, er soll sich auf den Hosenboden setzen und seine patriarchalen Verhaltensweisen ablegen, denn die seien das eigentliche Problem. Und siehe da: Seitdem sind seine Noten viel besser.”

Ein bescheidener Vorschlag für ein neues Ministerium

Soweit mein bescheidener Vorschlag, der sicherlich an vielen Stellen noch verbessert werden kann. Das Problem mit der sogenannten „Zensur“ stellt sich also gar nicht erst, wenn die Leute gleich vernünftige Dinge sagen. Das brachte mich auf eine weitere Idee, die ich einem utopischen englischen Roman entlehne, den ich einmal gelesen habe.

Wir haben Ministerien für alles Mögliche, für Landwirtschaft, Verkehr, sogar für Wirtschaft – nur etwas so Wichtiges  wie die Wahrheit muss ohne ministeriellen Schutz auskommen. Wäre es nicht gut, ein Wahrheitsministerium zu etablieren?

In diesem Ministerium könnten beispielweise Skripte für lebhafte und kontroverse Fernsehdiskussionen erstellt werden, in denen gleichwohl keine ungeheuerlichen desinformierenden Meinungen vertreten werden. Bestehende Diskussionen könnten behutsam, wie im Beispiel oben, verbessert und demokratisiert werden. Mehr noch: Es gäbe die Möglichkeit, öffentliche Äußerungen auch noch nach Jahren zu überarbeiten, um sie dem jeweils neuesten Stand der Forschung anzupassen.

Der Deutsche Frauenrat hat sich in meinen Augen jedenfalls mehr als qualifiziert, um in einem solchen Ministerium eine führende Rolle zu spielen!

Mit solidarisch-emanzipatorischen Grüßen

Lucas Schoppe

PS. Bitte entschuldigen Sie, wenn ich Sie anfangs durch die Anrede „Damen“ verletzt haben sollte. Ich wollte Sie damit selbstverständlich nicht auf eine bestimmte soziale Rolle festlegen und reduzieren, und selbstverständlich räume ich ein, dass Sie oder einige von Ihnen möglicherweise zeitweilig auch lieber als „Herren“ gelesen werden möchten. Ich hielt es allerdings für ungünstig, „Herren“ und die anderen 60 Facebook-Geschlechter in die Anrede aufzunehmen. Ich befürchtete, eine phallogozentrische Ordnung zu reproduzieren, wenn ich die „Herren“ inkludiere in der Anrede an eine der Gleichstellung verpflichtete Organisation, in der „Herren“ ja nun wirklich per definitionem aber auch gar nichts zu suchen haben. Als würden Frauen den Feminismus nicht ohne männliche Hilfe erfolgreich gestalten können! (Beziehen Sie diesen letzten Satz bitte nicht auf mich, ich möchte wirklich nur helfen.) Sollte ich Sie also unabsichtlich verletzt haben, seien Sie versichert, dass ich damit nicht blind heteronormative Strukturen verlängert, sondern mir eine Menge Gedanken gemacht habe!

PPS. Mit Schrecken und Empörung stelle ich fest, dass Aufzeichnungen der vergiftenden Sendung überall im Internet noch zugänglich sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das legal ist – dafür sind unsere Rundfunkgebühren doch wohl nicht da! Wäre es nicht möglich, dieses Internet einfach mal für eine Weile dirchtzumachen – nur solange, bis dieser Unfug vorbei ist?


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