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Hanna Herbst erklärt die Welt

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Die 1990 geborene Journalistin Hanna Herbst hat in einem Artikel im Online-Magazin Vice (30. September 2016) über den weißen Heteromann geschrieben – und sie meint es gut mit ihm; also: eine fast maternalistische „weißer Heteromann“-Versteherin.

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Das Übel der Welt: der weisse Heteromann

Der Titel Ihres Artikels lautet wie folgt:

Wir sollten nicht den weißen Heteromann bekämpfen, sondern seine Strukturen

Das würde demzufolge heißen: Hanna Herbst et al. bekämpfen den weißen Heteromann und freilich die gesamte Population der weißen Heteromänner. Das könnte man indessen bereits als Eingeständnis werten, dass demnach doch ein Kampf gegen die weißen Heteromänner stattfindet; ein Kampf, der möglicherweise häufig mit Hass einhergeht, obgleich dies ja fortwährend von gewissen Feministinnen abgestritten wird.

Die Frage würde sich sodann stellen; was sind eigentlich Strukturen? Und welche Strukturen besitzt der weiße Heteromann? Und lassen sich solche Strukturen akkurat trennen: Hier die Strukturen der weißen Heterofrau, da die Strukturen des weißen Heteromanns usw., usf.?

HH schreibt im Vorspann des Artikels weiter:

Viele Männer haben aufgehört, mitzudiskutieren. Bevor sie etwas Falsches sagen, sagen sie lieber nichts. Oder sie sagen, dass sie dafür schämen, ein Mann zu sein.

Also doch: Weiße Heteromänner werden offenbar dämonisiert, und es wird ein Feindbild geschaffen, wenn sie scheinbar nichts mehr sagen und sich dafür schämen, dass sie ein Mann sind. Das finde ich interessant: Das wird ja von gewissen Feministinnen andauernd bestritten.

Dämonisierung der Männer mittels Kriminalitätsbelastung

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HH schreibt:

Was haben Mord, Steuerhinterziehung, Körperverletzung, rechtsextremistische Gewalttaten, Vergewaltigungen, Raub und Sachbeschädigung gemeinsam? Die Verursacher sind zum Großteil Männer. Im vergangenen Jahr wurden in Österreich laut Statistik Austria 29.511 Personen rechtskräftig verurteilt. 85,5 Prozent davon waren männlich.

Bloß frage ich mich, weshalb bringt die Autorin gleich zu Beginn ihres Textes die Kriminalbelastung (Verurteilungsquote) ins Spiel und außerdem aufgeschlüsselt nach dem Geschlecht? Weshalb nicht auch nach Alter, Wohnort, soziale Schicht/Klasse/Milieu, Nationalität, Konfession etc.? Bei Nationalität und Konfession könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass dies für die Autorin mutmaßlich ein Tabu ist – dementsprechend politisch außerordentlich unredlich. Wenn wir mit einer Verfremdung arbeiten und die Population der Männer durch „Ausländer“ ersetzen, dann sieht es wie folgt aus.

Was haben Mord, Steuerhinterziehung, Körperverletzung, rechtsextremistische Gewalttaten, Vergewaltigungen, Raub und Sachbeschädigung gemeinsam? Die Verursacher sind zum Großteil Ausländer. Im vergangenen Jahr wurden in Österreich laut Statistik Austria 29.511 Personen rechtskräftig verurteilt. 85,5 Prozent davon waren Ausländer.

Würde Hanna Herbst eine solche Aussagen tätigen? Oder hätte sie Angst, dass sie ev. als Rechtspopulistin oder als fremdenfeindlich taxiert würde?

Aber sehen wir uns an, was diese Zahlen exakt aussagen:

Von den 29‘511 Personen, die in Österreich verurteilt wurden, sind 85,5% Männer, das heißt: 25‘100 Männer. In Österreich gibt es insgesamt ca. 4‘350‘000 Männer, das bedeutet, dass 0.6% aller Männer verurteilt wurden; 99.4% der Männer wurden infolgedessen nicht verurteilt.

Frauen machen 14.5% der Verurteilten aus: folglich ca. 4‘279 Personen. Die Gesamtzahl der Frauen in Österreich beträgt ebenfalls ca. 4‘350‘000. Das heißt: 0.1% der Frauen wurden verurteilt oder 99.9% wurden folglich nicht verurteilt. Frauen und Männer sind somit mit über 99% nicht verurteilt worden.

Es dürfte unverkennbar sein: Die Autorin Hanna Herbst möchte mit ihrem Beispiel der Verurteilungsquote eine Verbindung (Konnotation?) von der gesamtgesellschaftlichen Kriminalität zu der Population der Männer schaffen. Wenn die Autorin dasselbe Prozedere bei der Population der Ausländer oder bei einer Konfession machen würde, würde ihr in ihrem gesellschaftlichen Milieu wahrscheinlich der Vorwurf der Fremdenfeindlilchkeit und des Rechtspopulismus gemacht. Bemerkenswert ist jedoch folgendes: Wenn sie bei Männern eine Dämonisierung vornimmt, dann muss sie keineswegs mit einem derartigen Vorwurf rechnen.

Ich habe nichts gegen Ausländer, aber …

HH schreibt:

Versteht mich nicht falsch: Ich habe Freunde, die Männer sind. Auch mein Nachbar ist ein Mann und der ist eigentlich ganz nett. Ich habe nichts gegen Männer. Und ich gehe sogar einen Schritt weiter: Ich denke, dass wir einigen von ihnen ab und zu Unrecht tun, ohne es bewusst zu merken.

Selbstverständlich verstehen wir die Autorin nicht falsch, zumal wir die Wörter „Mann“ und „Männer“ mit anderen Populationen austauschen (Verfremdung), sodass unverkennbar wird, was Hanna Herbst gewissermaßen meinen könnte – also:

Versteht mich nicht falsch: Ich habe Freunde, die Ausländer/Juden/Moslems sind. Auch mein Nachbar ist ein Ausländer/Jude/Moslem und der ist eigentlich ganz nett. Ich habe nichts gegen Ausländer/Juden/Moslems. Und ich gehe sogar einen Schritt weiter: Ich denke, dass wir einigen von ihnen ab und zu Unrecht tun, ohne es bewusst zu merken.

Demzufolge – die Verfremdung weiter gesponnen: „Hannah Herbst hat nichts gegen Ausländer, Juden oder Moslems, zumal die eigentlich ganz nett sind. Aber offenbar bloß eigentlich und ab und zu könnte es sein, dass sie einigen (natürlich bloß einigen, zu großzügig will sie jetzt auch wieder nicht sein) Unrecht tut.“

Ich könnte mir gut vorstellen, dass, wenn Hannah Herbst derlei Aussagen in ihrem angestammten sozialen Milieu machen würde, sie als Rassistin, Antisemitin oder Moslemhasserin bezeichnet würde; weshalb dies jedoch bloß bei gewissen Populationen der Fall ist und bei anderen nicht, ist irgendwie unverständlich.

Das neue Feindbild: alte, weiße Männer und Männerrechtler

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Der weisse Heteromann als neues Feindbild

HH schreibt:

Nicht den Hasspostern dieser Welt, nicht den rückwärts gewandten, alten (oder unverständlicherweise auch jungen), nach außen hin verklemmten, weißen Heteros, die glauben, Diskriminierung gebe es nicht, nur weil sie diese selbst noch nie gespürt haben. Nicht den paranoiden und in Selbstmitleid badenden Männerrechtlern, die in Gleichberechtigung eine Bedrohung für ihre Vormacht und Männlichkeit sehen.

Gibt es beispielsweise keine Hassposter, die Frauen sind? Oder People of Color oder Homosexuelle? Sind die ausnahmslos anständig, freundlich, angenehm und liebenswürdig?

Und woher weiß die Autorin, dass alte, weiße Männer rückwärtsgewandt sind? Gibt es keine rückwärtsgewandten Frauen oder Homosexuelle etc.? Woher weiß die Autorin, dass es weiße Heteros gibt, die glauben, Diskriminierungen gebe es nicht? Wie viele sind das wohl? Hat sie darüber hinaus empirisch repräsentative Untersuchungen, die allesamt zum selben Ergebnis kommen? Und gewisse Frauen und Feministinnen sind demzufolge nicht paranoid, wenn sie offenbar eine gesamte Population, demnach die weißen Heteromänner dämonisieren und eine Bedrohung in Männerrechtlern sehen, wenn diese sich für Benachteiligungen, Diskriminierungen und Problemlagen von Männern einsetzen?

HH schreibt:

Aber weil es genau diese Männer gibt und weil viele von ihnen laut sind, scheren wir manchmal alle weißen, privilegierten, heterosexuellen, im Westen sozialisierten Männer über einen Kamm. Und damit schaden wir (für Gleichberechtigung Kämpfenden) uns schlussendlich selbst.

Und wie viele Männer gibt es derzeitig von diesen Männern genau? Und weshalb sind außerdem allein weiße heterosexuelle Männer im Westen privilegiert? Gibt es keine weißen heterosexuellen Frauen, die privilegiert sind? Gibt es keine weißen homosexuellen Frauen, die privilegiert sind? Haben Frauen kein kulturelles, soziales, ökonomisches oder z.B. politisches Kapital? Ist ein weißer, heterosexueller obdachloser Mann privilegiert? Oder ein weißer, heterosexueller Mann, der Harz 4 bekommt oder psychisch oder körperlich krank oder behindert ist oder sonst kaum ökonomisches, kulturelles oder politisches Kapital besitzt?

Nicht weiße Heteromänner sind das Feindbild, sondern ihre Strukturen

HH schreibt:

Wir kämpfen nicht gegen den weißen, westlichen Heteromann und manchmal kommt mir vor, vergessen wir das. Wir kämpfen gegen die Strukturen, die er (sich) geschaffen hat und gegen die, die nicht bereit sind, etwas an diesen Strukturen zu ändern. Wir kämpfen gegen die, die eine Gleichberechtigung nicht tolerieren wollen oder ihr aktiv entgegenwirken und ja, das sind zu einem großen Teil weiße Heteromänner.

Wiederum: was sind weiße, westliche Strukturen der Heteromänner? Und was genau sind Strukturen? Und haben dementsprechend die weißen Heteromänner andere Strukturen als die weißen Heterofrauen? Haben alle nach Geschlecht getrennt ihre eigenen Strukturen? Österreich ist eine repräsentative Demokratie (politische Strukturen) und die wahlberechtigten Frauen machen über 50% des Souveräns aus: Das heißt, die Frauen haben sämtliche politischen Möglichkeiten/Mittel in der Hand, die Strukturen, die ihnen nicht behagen, zu modifizieren. Wenn sie hier keine Mehrheit erhalten, dann sind insbesondere ebenso die Frauen an der Aufrechterhaltung dieser Strukturen verantwortlich! Die Frauen müssten sich folglich vorab einmal selbst an der Nase nehmen, wenn sie nicht wählen gehen oder Personen wählen, die keine Veränderung der Strukturen wollen.

Auch weiße, männliche Hetero sollten ein Mitspracherecht haben

HH schreibt:

Aber wenn wir allen, die weiß, männlich und hetero sind, jegliches Mitspracherecht verweigern, schließen wir damit Leute aus der Diskussion aus, die dasselbe Recht haben sollten, an ihr teilzunehmen wie jede andere.“

Richtig, das wäre dann sonst Sexismus mit umgekehrten Vorzeichen. Aber dass man das überhaupt extra erwähnen muss?! Weil der Feminismus will ja Geschlechtergerechtigkeit – oder?

Verständnis entgegenbringen, damit sie nicht zu den Männerrechtlern abwandern

HH schreibt:

Wahrscheinlich werden wir diejenigen, die sich trotzdem noch mit Feminismus auseinandersetzen und am Diskurs teilhaben wollen, nicht an Männerrechtler verlieren. Aber wir verlieren sie im Kampf um die Unterstützung. Ja, mit manchen muss man gar nicht diskutieren. Ja, manchen kann mit voller Kraft entgegentreten, manchen muss man nicht zuhören, über manche kann man drüberfahren—und zwar mit Freude und Inbrunst, weil ihr Verhalten viel zu lange toleriert wurde.

Was ist außerdem daran so übel, wenn Männer sich für Menschenrechte oder Gleichberechtigung einsetzen, bei denen sie bislang diskriminiert wurden im Vergleich zu den Frauen? Man weiß z.B., dass Männer für dasselbe Delikt härter bestraft werden als Frauen oder Männer vielfach Zwangsdienste wie beispielsweise Militärdienst leisten müssen im Gegensatz zu Frauen oder dass Frauen früher pensioniert werden als Männer usw., usf.

HH schreibt:

Aber denen, die dabei sein wollen, sollten wir vielleicht manchmal mit ein wenig Verständnis begegnen. Damit wir die Gräben nicht tiefer machen, sondern zuschütten.

Ich würde ergänzend ein bisschen weitergehen: Ich würde insbesondere ebenfalls den Männerrechtlern Verständnis entgegenbringen, die sich für Gleichberechtigung einsetzen, die sich jedoch ebenso für Benachteiligungen, Diskriminierungen und Problemlagen von Männern stark machen; es dürfte gegebenenfalls mit der Gleichberechtigung für alle schneller vorangehen, wenn man sich nicht gegenseitig bekämpft.

Fazit

Hanna Herbst versucht zu Beginn ihres Artikels die gesamte Männerpopulation in Verbindung mit Kriminalität zu bringen (Verurteilungsquote) und sie demzufolge zu dämonisieren. Ein bekanntes politisch-rhetorisches Stilmittel, wie es insbesondere der Rechtspopulismus fortwährend handhabt, um die Migration oder die Asylgesuche zu begrenzen.

Des Weiteren trachtet sie danach, pauschal Frauen als Opfer, Diskriminierte und Benachteiligte zu framen, wenngleich die Frauen mit über 50% des wahlberechtigten Souveräns seit vielen Jahrzehnten sämtliche politischen Mittel in der Hand haben, um alle Benachteiligungen bzw. Diskriminierungen mittels politischer Steuerung bzw. Intervention aufzuheben, sollten Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern auf Diskriminierung beruhen. Das heißt: Frauen sind wie die Männer allesamt an der Konservierung der bestehenden gesellschaftlichen Strukturen mitverantwortlich. Und sollten Homosexuelle und beispielsweise People of Color rechtliche diskriminiert sein, dann sind Frauen wie Männer gleichermaßen dafür verantwortlich.

Es ist ein rhetorisch-politischer Trick, wenn sich Frauen wie Hanna Herbst aus ihrer Verantwortung exkulpieren wollen, indem sie sich symbolisch auf die Seite der People of Color oder der Homosexuellen stellen und gleichzeitig die weißen Heteromänner für sämtliches Übel der Welt verantwortlich machen, obschon ihre Population, die Frauen, sämtliche politischen Mittel in der Hand haben, alle Diskriminierungen, falls dergleichen vorhanden sind, aus der Welt zu schaffen und sie demzufolge ebenso wie die Männer die gesellschaftlichen Strukturen konservieren und reproduzieren.

Ich werde diesen Text Hanna Herbst zukommen lassen, und es würde mich selbstverständlich freuen, wenn eine Debatte diesbezüglich zustande kommen würde.

 


Einsortiert unter:Männer Frauen, Medien, Politik

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